3XN, Teilefügung

3XN, Teilefügung

Die schwache Fassadenfaltung am Hauptsitz der Firma Horton schafft nicht nur die Möglichkeit einer halbtiefen Deformation. Sie bietet auch die Ausgangslage, die Hülle in verschiedene Flächen zu unterteilen. Damit tritt auch die Fügung dieser Teile in den Fokus. Fernab vom klassischen Verständnis der Tektonik ergibt sich hier ein gestalterisches Feld mit mehr als nur dekorativer Rechtfertigung.

(… vorher) Die Faltung führt zu Knicken und Knicke zur Frage nach der Ausbildung ihrer Kanten. Ist die Oberfläche aus einem Guss erstellt, entsteht ein geschlossenes, „monolithisches“ Erscheinungsbild. Kanten und Flächen werden zusammengebunden und die plastische Form selbst in den Vordergrund gerückt. Werden stattdessen Teile zusammengefügt, heben sich die Kanten durch die Plattenstösse zusätzlich voneinander ab. Beide Strategien im Umgang mit der Faltung haben unterschiedliche Potenziale. Jene der gefügten Teile liegt im Zusammenwirken von Form und Flächenteilung.

Am Hauptquartier der Firma Horten wurde diese Wechselwirkung von Oberflächenteilung und Faltung beispielhaft erprobt. Die Fassade selbst ist in relativ kleine Teilflächen aufgegliedert. Diese ergeben sich durch die angestrebte plastische Wirkung der gesamten polygonal geformten Fassade. Jede Faltung wird durch die Fügung der Travertinplatten hervorgehoben. Die plastische Form wird gewissermassen nachgezeichnet. Dadurch entsteht eine eigenständige Charakteristik aus Fugen-, Form- und Materialwirkung. Hier wird nicht versucht das Plastische durch die Abstrahierung von Material und Fügung hervorzuheben. Hier steuern gerade diese Faktoren Wesentliches zur Lesbarkeit und gestalterischen Wirkung der plastischen Verformung bei.

Dies liegt auch an der relativ sanften dreidimensionalen Deformation der Fassadenflucht. Mit abstrakten Flächen wäre der plastische Charakter der Gebäudehülle wohl nicht so deutlich erkennbar. Mit den Fugen und der Materialisierung wird die Geometrie der Fassade klar erkennbar. Es ist eine Art grafisches Vorgehen, das hier angewandt wird. Gemalt wird dabei mit den Fugen und der Struktur des Steines. Die Ästhetik ist das Resultat der Faltung, welche verschiedenste Formteile erzeugt. Die Flächenteilung stützt die Faltung und die Faltung die Flächenteilung.

Der Bürobau von 3XN zeigt es: Eine Oberfläche kann mehr bieten, als nur die Reduktion auf ihre Form. Sie kann aus dieser Form ein gestalterisches Thema entwickeln, das die Einbindung von Fügung und Material ermöglicht. Damit muss nicht zwangsläufig eine Schwächung des Plastischen einhergehen. Die gestalterischen Ebenen können sich gegenseitig befruchten und zu einem dichten und dennoch klaren Resultat führen. (Weiter bei…)