Stadtvorgarten, Asphaltoase und Kieswüste

Stadtvorgarten, Asphaltoase und Kieswüste

Mit den vier harten Gestaltungen haben wir, neben den durchgrünten Typologien, weitere wesentliche Aussenraumtypen gesehen. Doch was genau ist an diesen Projekten tatsächlich typisch? Es lohnt sich die Prinzipien noch etwas genauer zu beleuchten.

(…vorher) Betrachten wir zunächst die Gemeinsamkeiten aller vier Projekte. Wenn wir vereinfachend Kies und Asphalt als harte Flächen gleichsetzen, dann liegt diese Härte ganz offensichtlich im Kern der Entwürfe. Ebenfalls vergleichbar, wenn auch graduell verschieden, ist die Ausformulierung der Ränder. Wo allgemein zugängliche Räume an den Platz anschliessen, wird gänzlich auf eine Schwelle verzichtet. Dort wo die Bewohner etwas mehr Intimität benötigen, wird die Grenzbildung zum Erschliessungsweg auf ein Minimum beschränkt. Als Drittes ist, bei allen vier Entwürfen, das Bestreben nach Auflockerung der Flächen mit begrünten Inseln zu erkennen.

Es lassen sich also eine ganze Menge Gemeinsamkeiten finden. Die Unterschiede äussern sich in den Feinheiten der Massnahmen: Zunächst einmal ist die Wirkung von Kies- und Asphaltfläche nicht gänzlich gleich zu setzten. Während erstere Bilder von klassischen Parkanlagen und eine gewisse Natürlichkeit transportiert, erinnert letztere an den typischen Stadtplatz oder Blockrandhof. Auch die Trennelemente entfalten jeweils eine andere Wirkung, obschon Sie, was ihre Ausdehnung angeht, vergleichbar sind. Terrassen ohne Abschluss, Terrassen mit Geländern und Heckenstreifen können alle als reduzierte Schwellen betrachtet werden. Dennoch liegt jeder Massnahme ein eigener grenzbildender Ausdruck zugrunde. Während kleine Schwellen kaum in der Lage sind Grenzen zu bilden, ist dies trotz Nähe und Einsichtigkeit mit dem Einsatz einer Hecke oder einer Brüstung möglich.

Am reinsten und damit am prägnantesten ist aber der Verzicht auf jegliche Grenzbildung. Wir haben es hier mit dem maximalen Gegensatz zum Abstandsgrün der Gartenstadt zu tun. Weder physische Schwellen noch angedeutete Grenzen halten den Passanten auf Abstand zum Haus. Gerade dieser Umstand macht den eigentlichen Ausdruck von Härte aus. Sicher ist die Bodenmaterialisierung der Ausgangspunkt der harten Wirkung. Allerdings liesse sich diese mit einer lieblichen Randbegrünung stark auflösen. In Kombination mit der abrupten Kollision von Fassade und Platz steigert sich der Ausdruck der Härte maximal.

Insofern haben wir es beim Schwellenlosen Übergang von aussen nach innen mit der Reinform des harten Aussenraumes zu tun. Die Schwellen schwächen diese Härte in verschiedenen Abstufungen ab. In diesen Abstufungen lassen sich nun, den bereits vorgestellten Beispielen entlang, unterschiedliche Typologien herausarbeiten: Schwellenlos, angedeutete Schwelle und physische Schwelle.

Im gleichen Masse lassen sich auch die Formen der Grüninseln typisch einteilen: Begrünungsfrei, kleine Grüninseln, grossflächige Grüninseln. Der einfache Unterschied in der Grössenordnung macht auch hier für die Wirkung viel aus. So können die wenigen Büsche am Bachmannweg gegenüber den Kies- und Fassadenflächen nicht konkurrenzieren und gehen in ihrer Wirkung völlig unter. Man wähnt sich in einer unwirtlichen Kieswüste. Die kleineren und mittelgrossen Pflanzinslen, mit Büschen und Bäumen, entfalten dagegen eine gute Präsenz. Sie vermögen die Asphaltflächen im Sidiareal oder in der Werdwies angenehm aufzulockern, auch wenn der Boden klar prägend bleibt. Die grossen Wiesen an der Werdwies schliesslich, sind noch knapp als untergeordnete Begrünungsflächen im Asphalt zu erkennen. Sie wirken dennoch Eigenständigkeit, ganz kurz bevor die Gestaltung von einem harten Garten zu einem durchgrünten Aussenraum kippt.

In allen Beispielen sind mehrere typologische Elemente zusammen komponiert. So ergibt sich auch die Möglichkeit innerhalb des Aussenraumes verschiedene Gewichtungen und Ausdrucksformen zu generieren. Mehr noch als beim durchgrünten Aussenraum scheint man in einem harten Umfeld auf Auflockerung und Abwechslung bedacht zu sein. Und das kommt nicht von ungefähr, denn wo man sich darum foutiert, läuft man Gefahr die Behaglichkeit des Aussenraumes zu opfern. (Weiter bei…)