Stadtvorgarten, harte Gärten
Die Mehrheit der Siedlungen sind mit viel grünem Umschwung ausgestattet. Es geht aber auch anders. Einige Projekte kommen mit erstaunlich wenig Bepflanzung aus.
(…vorher) Wenn wir an die innerstädtischen Blockrandhöfe denken, wird klar, dass spärlich bepflanzte Aussenräume in der Stadt eine starke Tradition haben. Entstanden sind diese Höfe durch die Notwendigkeit Flächen für Werkstätte und Lagerflächen bereit stellen zu können. Allerdings waren auch die wohnhygienischen Nachteile recht gross und wurden in der Industrialisierung unerträglich. In der Stadt Zürich gibt es auch heute noch einige überbaute Blockrand-Innenhöfe, wo gewohnt und gearbeitet wird. Von den kleinen Balkonen der Blockrandwohnungen sieht man dort auf Metalldächer und Asphaltparkplätze, aber nicht auf einen Raum, in dem man sich aufhalten möchte. Solche tristen, gestaltlosen Höfe finden wir in aktuellen Projekten zum Glück nicht mehr. Hier werden zwar auch harte Platzbeläge eingesetzt, aber immer mit dem Ziel lebenswerte, wohnliche Umgebungen zu erzeugen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die «Binzallee» (Zürich, Binz). Zwischen den lang gestreckten Häuserzeilen spannen sich grosse Hartbeläge aus Kiesflächen und Asphaltwegen auf. Strukturiert und aufgelockert wird der harte Boden durch allee-artige Baumreihen. Die Ränder der Fläche grenzen teils direkt an die Fassade, teils gibt es eine schmale, vorgeschaltete Pflanzschicht. Diese wiederum besteht bei Wohnungsfenster aus brusthohen Hecken und an den übrigen Stellen aus geschosshohen Büschen. Damit wird der harte Übergang zwischen Aussenraum und Fassade etwas abgeschwächt, aber nicht gänzlich aufgehoben. Kurzgefasst lässt sich das Gestaltungsprinzip als harte Fläche mit Baumdach beschreiben.
Die Aussenraumgestaltung am Bachmannweg 1-17 (Zürich, Affoltern) basiert ebenfalls auf der Wirkung von Kies zwischen den Häusern. Im Unterschied zur Binzallee gibt es hier aber keine Bäume, sondern lediglich sehr spärlich platzierte Einzelbüsche in Pflanztrögen, welche die Tiefgaragenlüftung kaschieren. Die Randzonen der allgemein zugänglichen Fläche werden mit leicht erhöhten Holzterrassen definiert. Hier dürfen die Bewohner ihren Gartentisch stellen. Es ist zu hoffen, dass die Hausordnung das Stellen von eigener Bepflanzung auf diesen Terrassen nicht verhindert, denn auch damit muss das Prinzip dieser Gestaltung als «maximale Härte» bezeichnet werden.
Neben diesen, auf Kiesflächen basierenden Aussenräumen, lassen sich auch Gestaltungen mit Asphalt finden. Ein Beispiel hierfür ist die Überbauung «Werdwies» an der Bändlistrasse 21-37 (Zürich, Altstetten). Dank der allgemein zugänglichen Nutzungen in den Erdgeschossen, kann die Platzfläche vom Bundstein des Trottoirs bis an die Fassade geführt werden. Allerdings wird die Härte der Fläche mit mehreren Massnahmen wieder gebrochen. Zum einen sind grosse, rechteckige Wiesenflächen wie Teppiche in den Belag eingelassen. Zum anderen sind in der Asphaltfläche selbst runde Kiesflächen ausgespart in denen Baumgruppen Platz finden. Als letztes Element prägt ein grosser Brunnen die Hauptaussenfläche und macht sie zu einer Art Stadtplatz.
Ebenfalls mit Asphalt wurde im «Sidiareal» in Winterthur gearbeitet. Vom Bürgersteig bis an die erdgeschossigen Dienstleistungsräume zeigt sich der Aussenraum hart und städtisch. Im eher rückwärtigen Bereich der Siedlung sind aber auch Wohnungen im Erdgeschoss untergebracht. Diese werden mit ebenerdigen Balkonbrüstungselementen (brusthohen Metallgeweben) vom Aussenraum abgetrennt. Aufgelockert werden diese Harten Flächen durch grosszügige, Nierenförmige Aussparungen im Belag, welche mit diversen Büschen und Bäumen besetzt sind. Im hinteren Teil der Anlage sitzen die Gebäude schliesslich in einem klassisch begrünten Aussenraum, welcher auf zwei Seiten des Areals auch die Aussengrenze besetzt.
Diese vier Beispiele zeigen, dass Aussenraum nicht mit Grünraum gleich zu setzten ist. Auch wenn alle Projekte nicht gänzlich ohne Bepflanzung auskommen, so ist in der Wirkung dennoch die harte Bodenfläche prägend. Erstaunlich ist, dass mit Asphalt und Kies die Wohnlichkeit nicht zwingend verloren geht. Mindestens für alle Wohnräume, welche nicht direkt im Erdgeschoss platziert sind. (Weiter bei…)