Extremfall Barock
Die Kulturgeschichte hat einen Bautypus hervorgebracht in dem Architektur und Bild zu einer kaum trennbaren Einheit verschmolzen sind – Die Barocke Kirche. Sind diese Bauten der Beweis dafür, dass Bilder eben doch ein Bestandteil der Architektur sein können?
(… vorher) Barocke Kirchen sind wahre Erlebnismaschinen. Insbesondere der Innenraum der gegenreformatorischen Gotteshäuser sollte die Gläubigen aus ihrem Alltag in eine phantastische Welt entführen. Im Zusammenspiel von Bild, Plastik, Lichteffekten und Architektur wurde eine Kulisse geschaffen, welche das irdische Leben mit den himmlischen Sphären verbindet sollte.
Besonders eindrücklich zeigt sich dieses Verschmelzen der Kunstformen bei den Deckengemälden. Die Übergänge zwischen Architektur und Bild sind auf den ersten Blick kaum auszumachen. Ein besonders gelungenes Beispiel dazu ist die Kirche Sant Ignazio in Rom. Das Deckenfresco Andrea Pozzos bindet die Dachlichter in die Gestaltung mit ein und führt gleichzeitig die Architektur mit gezeichneten Stützen und Bögen in sein Gemälde fort. Der Eindruck entsteht, man könne über eine nach oben hin aufgelöste Architektur, direkt in den Himmel schauen.
Diesem Effekt sind alle Disziplinen untergeordnet. Dazu wurden die einzelnen Kunstformen so eng miteinander verknüpft, dass eine Trennung ohne den Zerfall der Gesamtwirkung nicht möglich ist. Eine barocke Kirche ohne ihre Bilder könnte nicht verstanden werden.
Dies weist aber nicht darauf hin dass Bilder ein Teil der Architektur sind, sondern vielmehr das sich in der barocken Kirche eine Vielzahl von Gestaltungsformen einem disziplinfremden Ziel unterzuordnen hatten. Die barocken Kirche ist nicht per se architektonisch zu verstehen, sondern als schaustellerisches Werk zu begreifen.
Die Schwierigkeit dies zu erkennen liegt darin begründet, dass die Architektur durchaus eine Rolle spielt. Anders als im Kino, wo das Bauwerk mittels der Dunkelheit vollständig ausgeblendet wird, zeigt sich die Kirche auch als Gebäude. Im Gesamtkunstwerk symbolisiert die Architektur das Irdische, welches zur Kuppel hin, in die Himmlische Sphäre übergeht. Architektur ist hier also ein notwendiges Element für das Gelingen einer Gesamtwirkung und steht nicht für sich alleine. (Weiter bei…)