Grafisches Potenzial
Die herkömmlichen Fassadenfunktionen sind nicht für alle Zeit in Stein gemeisselt. Neue Technologien bringen neue Möglichkeiten hervor, mehr als die gewohnten gesellschaftlichen Zeichen zu übermitteln. Welche Information das sein könnte, bleibt aber bis auf weiteres unklar. Ansätze dazu gibt es zwar, aber über ihre Erfolgschancen lässt sich streiten. Hier sollen drei Anwärter auf eine erweiterte Fassadennutzung besprochen werden: Die Ornamentgrafik, die Interaktionsgrafik und die Signaletik.
(… vorher) Das grafische Design ist, hinsichtlich des Zusammenwachsens mit der Architektur, eine der vielversprechenden Disziplinen. Zumal es an Bauwerken in Form von Ornamenten schon immer eine Rolle gespielt hat. Das Ornament bietet den auch den Ansatz dazu, wie die Grafik mit der Architektur zusammengebracht werden kann. So lassen sich Ornamente mindestens zu einem Teil tektonisch begründen. Sie sind grafische Erläuterungen über die Fügung der konstruktiven Teile. Dazu gehört beispielsweise die Verzierung von Fugen, Ränder und die Auszeichnung von statischen Schlüsselstellen (Schlusssteine usw.).
Solche Hinweise, über die Konstruktion des Bauwerkes, lassen sich auch animiert darstellen. Der Schritt vom aufgemalten Bauschmuck zum animierten Monitorbild erscheint unter inhaltlichen Gesichtspunkten denkbar. Wie sinnvoll solche wechselnde oder sich bewegende Ornamente sind, steht auf einem anderen Blatt. Verlockend scheint die Möglichkeit zu sein, dem Betrachter über animierte Ornamente verschiedene Lesarten des Gebäudes anzubieten. Zugegebenermassen ein höchst akademischer Ansatz – aber immerhin.
In der Nähe zur Grafik lässt sich auch die interaktive Projektion ansiedeln, die mittels Sensoren auf die Nutzer reagiert. Leuchtfassaden übersetzten beispielsweise die Fussgängerströme auf einem Platz in eine animierte Grafik. Der spielerische Umgang mit der Bewegung im Raum hat grosses architektonisches Potenzial. Durch die Interaktion mit dem Nutzer entsteht ein räumlicher Vorgang, der sich im weitesten Sinne mit der Wahrnehmung des Gebäudes und seines Umfeldes beschäftigt.
Spezifischer noch geschieht dies, wenn der Nutzer mit einem Orientierungs- oder Leitsystem interagiert. Leider ist die Fassade nicht die beste Fläche für Signaletikprojektionen. Gerade für die Orientierung in und an Gebäuden sind individuelle Informationen gefragt. Teilt die Fassade Herrn Müller also mit, wo sich die WC-Anlage befindet, kann das für Frau Zimmermann unter Umständen verwirrend wirken, weil sie eigentlich zu den Ausstellungsräumen geführt werden möchte.
Noch ist also mit Grafik, Interaktion und Signaletik nichts gewonnen. Die Lösungen sind zwar vorhanden, doch ist nicht klar zu welchen Fragestellungen sie passen. Gut möglich, dass eine sinnvolle Verknüpfung noch eine Weile auf sich warten lässt und vielleicht sogar ganz ausbleibt. (Weiter bei…)