Das Flächenproblem

Das Flächenproblem

Kommen Fassade und Monitor zusammen entsteht ein Platzproblem. Auf derselben Fläche den Anforderungen beider Systeme gerecht zu werden, ist kaum möglich.

(… vorher) Die Aufgabe des Monitors ist es Informationen darzustellen. Es ist genauer gesagt seine einzige Aufgabe. Dem gegenüber werden an die Fassade eine Vielzahl von Anforderungen gestellt – Kommunikation ist nur ein Teilbereich. Wo Tageslichteinfall, Ausblick, Energiegewinnung, Wärmedämmung, Klimamessung, Verschattung, usw. eine wesentliche Rolle spielen, ist der Interessenkonflikt mit den meist optisch basierten Anzeigegeräten vorprogrammiert. Tatsächlich verdrängen Monitore die Fassadenfunktionen grösstenteils auf andere Seiten des Gebäudes, wo dann wiederum kein Monitor sein kann. Dazu ein Beispiel:

Am Times Square in New York begegnen wir der einfachsten Form von Monitorfassaden. Dort reiht sich LED-Bildschirm an LED-Bildschirm. Teilweise vier fünf Geschosse hoch ragen diese riesenhaften Projektionsflächen auf – so, dass im normalen Sichtbereich der Passanten, neben den Auslagen der Geschäfte, kaum noch andere Flächen eine Rolle spielen. Die Gebäude selbst treten in den Hintergrund. Ihre Aussenwände dienen hauptsächlich als Montageuntergrund für die Anzeigegeräte. Sie selbst treten nur noch fragmentarisch ins Bewusstsein des Betrachters.

Zugegeben, über den Werbeflächen sind die Gebäude nach wie vor präsent, doch diese liegen in einer Distanz zum Betrachter, dass ihre Bedeutung nur mit gutem Willen erhalten bleibt. Fassaden finden nicht im fünften Stock statt. Als „Gesichter“ der Gebäude sind sie nur relevant, wenn man ihnen auch begegnen kann. So wenig wie die Häuser von aussen erkennbar sind, so radikal wirken die Monitore auf die Innenräume. Der Tageslichteinfall ist dem Glanz des Werbeertrags gewichen. So kleiden die Projektionsflächen den städtischen Raum ohne Interesse an den Häusern aus und bilden eine Welt der Marken und Werbebotschaften. Insofern sind die Monitore hier als absolute, ausschliessende Oberflächen zu verstehen, die alles was sie in ihrer Aufgabe stört verdrängen. Die Gebäude finden nur in den zweitrangigen Seitenstrassen statt.

In diesem Fall zeigt sich die schroffe Abstossung der beiden Systeme Monitor und Fassade. Hoffnung auf Versöhnung oder gar Verschmelzung scheint es nicht zu geben. Allerdings ist der Ideenreichtum um das Thema Monitor fast grenzenlos. Vielleicht bringt ein anderes Beispiel die beiden Gegensätze näher zusammen. (Weiter bei…)