1000 mögliche Retros
Retro ist nicht gleich Retro. Architektur die sich auf die Nachkriegsmoderne bezieht wird notgedrungen zu einem anderen Resultat führen, als solche die auf die Gründerzeit referenziert. Eine Auslegeordnung:
(…vorher) Man kann nicht gerade von einem allgemeinen Trend sprechen, doch neue Gebäude mit erkennbarem Rückbezug auf vergangene Stilepochen sind in der letzten Zeit einige entstanden oder sind in der Pipeline. Für den Region Zürich lassen sich eine Menge solcher Projekte auflisten: Das Hohe Haus von Loeliger Strub, Diverse Siedlungen von Knapkiewicz Fickert (z.B.: Vogelsang Winterthur und Lokomotive Winterthur), das Baufeld E an der Europaallee von Caruso St. John, der Eyhof von Adrian Streich, das Haus Steinwies von Edelaar Mosayebi Inderbitzin, die Hunziker-Areal-Häuser B, C und K von Miroslav Šik und die Häuser A und M von Duplex.
Diese Liste kann noch lange weitergeführt werden und zeigt, dass sich eine ordentliche Portion Architekten auf ältere Epochen beziehen. Allerdings gibt es innerhalb dieser Gestaltungsströmung grosse Unterschiede. Das liegt überwiegend an den jeweiligen Vorbildern: Caruso St. John, Šik und Duplex arbeiten sich am 19. Jahrhundert ab, Knapkiewicz Fickert zeichnen die italienischen 40-er nach, Loeliger Strub und Adrian Streich die 50-er und Edelaar Mosayebi Inderbitzin halten es mit den 70ern.
Zusätzlich wirkt sich auch der Anteil von aktuellen Einflüssen auf die Gestaltung aus. Die Bauwerke sind Weiterentwicklungen und leben nicht alleine von der Geschichte. In den meisten Fällen sind die Autoren auch keine fanatischen Überzeugungstäter. In ihren Werklisten finden sich grossmehrheitlich Entwürfe ohne explizite Rückbezüge.
All dies zusammengenommen ergibt eine sehr diverse Strömung. Bei den einen durchdringt das Vorbild den gesamten Entwurf: von der Grundrisstypologie, über Fassadenproportionierung, der Materialisierung, bis zu den Detaillösungen. Knapkiewicz Fickert haben einen solchen durchgängigen Ansatz, wo sogar die Farbigkeit vom Rückbezug spricht. Andere Projekte folgen in einzelnen Bereichen des Entwurfes neueren Gestaltungsideen. Duplex Architekten arbeiten zum Beispiel mit einer sehr klassischen Putzfassade, kreieren im Innern aber eine der Moderne verhaftete Erschliessung und eine äusserst experimentelle Grundrisstypologie. Vor dem Hintergrund dieser Unterschiede kann über Architektur mit starken Rückbezügen auf vergangene Stile nur anhand einzelner spezifischer Beispiele gesprochen werden. Eine Tendenz kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkannt werden, geschweige denn eine Bewegung. (Weiter bei…)