Teil 4, Ermöglichend

Teil 4, Ermöglichend

Bis anhin haben wir von den verschiedenen optischen Phänomenen gesprochen, als hinge ihre Wirkungsweise alleine von den Eigenschaften des Materials ab. Diese Sichtweise ist nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig.

(vorher…) Wir haben es im voran gegangenen Beitrag bereits kurz angedeutet und wollen hier noch einmal darauf zurück kommen: Transluzenz und Transparenz treten dann auf, wenn vom Standpunkt des Betrachters ein Gegenstand einen Weiteren überlagert, auf Grund der optischen Eigenschaften des vorderen Objektes aber dennoch beide erkannt werden können. Damit sprechen wir zuallererst von einem räumlichen Phänomen. Tiefe ist die Grundvoraussetzung, dass sich zwei Gegenstände hintereinander anordnen lassen. Nur so kommt die Vorsilbe „durch“ zu ihrer Berechtigung.

Transluzenz und Transparenz sind also keine Eigenschaft einer Fläche oder eines Materials alleine. Ohne einen Gegenstand hinter der durchsichtigen / durchscheinenden Oberfläche ist ihre Eigenschaft nicht erkennbar: Eine transparente Ebene, deren Rückseite opak gestrichen wurde, ist kaum als durchsichtig erkennbar. Eine transluzente Fläche, welche gleichmässig ausgeleuchtet wird, ohne dass sich Gegenstände durch ihre Schatten zeigen, muss als einfache leuchtende Fläche verstanden werden. Ganz korrekt muss man die optische Materialeigenschaft demnach als Transparenz / Transluzenz ermöglichend bezeichnen.

Hinzu kommt, dass auch mit der Überlagerung und der ermöglichten Durchsicht das Phänomen der Transparenz / Transluzenz noch  nicht erkennbar ist. Da dieser Effekt auf der Räumlichkeit beruht ist auch die Bewegung ein wichtiger Faktor. Denn Räumlichkeit ist nichts, was im kompletten Stillstand erfahren werden kann.

Die perspektivischen Malereien in barocken Kirchen erinnern uns daran, dass sich das Auge nur allzu gerne täuschen lässt, wenn es darum geht die tatsächliche Tiefe abzuschätzen. Erst in dem wir uns leicht bewegen, ist es uns möglich die Täuschung zu entschlüsseln und den Raum in seiner Ausdehnung wahrzunehmen.

Hilfreich ist auch die Bewegung der Gegenstände selbst. In dem sich die Verschiedenen Körper und Ebenen gegeneinander verschieben, werden sie durch die Überlagerungen in ihrer Lage erkennbar.

Fassen wir also zusammen: Damit die Wirkung von Transparenz/Transluzenz entstehen kann, werden  wenigstens zwei Gegenstände im Raum benötigt, von denen der vordere Transparenz/Transluzenz zulassende Eigenschaften aufweisen muss. Diese Gegenstände müssen zudem in Bewegung sein oder von einem Betrachter in Bewegung wahrgenommen werden. (Weiter…)