Teil 3, Operative Transparenz

Teil 3, Operative Transparenz

Im Gegensatz zu Vidlers philosophischem Interesse an der Transluzenz zeigt Matthias Loebermann in seinem Aufsatz Operative Transparenz (1) einen bauspezifischen Zugang zum Begriff.

(…vorher) Loebermann hat die Neuerungen im Fassadenbau im Sinn, wenn er für die Anwendung der Transparenz in mehrschichtigen, flexiblen Gebäudezonen plädiert. So sollen Fassadenelemente nicht nur ihrer klimatechnischen Funktionen wegen mehrschalig ausgebildet werden, sondern, im Sinne der am japanischen Haus des 16./17. Jahrhunderts vorkommenden Raumschicht „en“ (2), auch räumlich und ästhetische Aspekte berücksichtigen.

Diese Raumschicht ist durch bewegliche Trennelemente der verschiedensten Durchlässigkeitsgrade geprägt und gestaltet sich daher äusserst anpassungsfähig. So sind die unterschiedlichsten Bezüge zur Aussenwelt herstellbar:

„Die umlaufende Veranda mit ihren zwei raumbegrenzenden Ebenen (Hauswand / Außenraum) und den unterschiedlichen, überlagerbaren Schichten ermöglicht eine höchst differenzierte Ausformung von Ausblick, Sichtschutz, Sonnenschutz, Privatheit und Wetterschutz. Diese Vielzahl unterschiedlicher Schichtungen wird durch „diverse diaphane Membranen von verschiedenen Dichtegraden und Durchlässigkeiten“ (3) ermöglicht, die auch aus  unterschiedlichen Materialien bestehen (horizontal bewegliche Papierwände –

die shoji -, vertikale Holzlamellenwände, vertikal verschiebliche Bambusrollos, massive Holztüren etc.). (4)

Loebermann nennt diese Wirkung Operative Transparenz. Diese soll nach seiner Meinung nicht mehr als Definition von Eigenschaften und Zuständen, sondern als räumliches Phänomen, das sich ereignet als ein ständig wandelnder Vorgang verstanden werden. Nur im Wechsel zwischen Verschwinden und Auftauchen sei das Phänomen erkennbar. So schreibt er denn:

„Erst durch die bewusst gesteuerte Veränderung der Hülle und damit der erlebten Aussenwelt wird die Wahrnehmung der Realität wesendlich geschärft, ja auf Dauer erst ermöglicht.“  (5) (Weiter bei…)

(1) Loebermann Matthias, Operative Transparenz, in Arch+ 129/130, 1995

(2) Siehe auch: Günter Nitschke, en – Raum für Interaktionen, Daidalos 33, 9/1989, S. 64-77

(3) Siehe auch: Günter Nitschke, en – Raum für Interaktionen, Daidalos 33, 9/1989, S. 75

(4) Loebermann Matthias, Operative Transparenz, in Arch+ 129/130, 1995, S. 100

(5) Loebermann Matthias, Operative Transparenz, in Arch+ 129/130, 1995, S. 100