Teil 3, Operative  Transparenz vs. Transparenz

Teil 3, Operative Transparenz vs. Transparenz

Das Problem mit der operativen Transparenz liegt in der Bewegung. Die Wandelemente und Paravents müssen verschoben werden um eine Veränderung in der Wahrnehmung zu bewirken.

(…vorher) Der Effekt den Loebermann beschreibt entsteht durch das Umbauen von flexiblen Wandelementen. Massive Platten können durch halboffene Gitter, feine Vorhänge oder durchscheinende Panele ersetzt werden. Dabei interessiert ihn nicht die Wirkung des einzelnen Elementes, sondern die Veränderung, welches sich durch den Umbau einstellt. Die Umstellung, worauf diese Wirkung beruht, ist aber ein punktueller Vorgang. Davor und danach begegnen wir simplen Zuständen: die Wand ist da – die Wand ist nicht da. Vom Betrachter wird, soll der Effekt beweglicher Fassadenelemente wahrgenommen werden, eine erhebliche Gedächtnisleistung gefordert. Wenn die Wandelemente nicht ständig verschoben werden, verfliegt die Wirkung der operativen Transparenz schnell.

Dabei vergisst Loebermann die Tatsache, dass eben gerade die durchscheinenden Paravents und halboffenen Holzgitter seines japanischen Hauses diese Wirkung auch im ruhenden Zustand entfalten. Die Bewegung ist zwar auch dann noch Notwendig, aber eben nicht jene der Wandkonstruktion, sondern jene des Betrachters. Je nach dem wie wir fokussieren, tritt die durchlässige Grenze, der Vordergrund oder der Hintergrund mehr in unser Bewusstsein.

Auch Matthias Loebermann weiss um diese Qualität, spricht er doch im Zusammenhang mit dem „en“ von „diversen diaphanen Membranen von verschiedenen Dichtegraden und Durchlässigkeiten“, deren Wirkung darin bestehe „das die Tiefenschärfe des Blick ständig wechselt“ (1). Er überträgt diese Eigenschaft aber von der Materialwirkung auf die Beweglichkeit der Fassadenelemente. Gerade am Beispiel des japanischen Hauses zeigt sich jedoch, dass das eine vom anderen nicht abhängig ist. Denn selbst bei völlig geöffneten Wänden tragen die Schwellen als raumbildende Elemente dazu bei, das Aussen vom Innen zu trennen und den Übergangsbereich „en“ zu artikulieren. Da ist der Niveausprung zum Garten, die Führungsschienen der Wandelemente, der Sturz und der Belagswechsel. Es lässt sich hier mit Bernhard Hoesli von „virtuellen Ebenen“ sprechen, die durch ihre umrandenden Gegenstände gebildet werden. Sie bewirken im grösseren Massstab das, was auch ein Gitter, ein Schleier leistet: Das Ermöglichen verschiedener Fokustiefen des Blicks. (Weiter bei…)

(1) Loebermann Matthias, Operative Transparenz, in Arch+ 129/130, 1995, S. 100