BIG, dänische Berge

BIG, dänische Berge

Warum diese Vorliebe für Berge? Welche Vorteile hat es, ein Haus in eine solche Form zu pressen? Welche Nachteile handelt man sich mit Gebirgsformen ein und wie oft lässt sich ein Thema aufwärmen, bevor es seinen Geschmack verliert?

(… vorher) Es ist vielleicht eine Art Sehnsucht, die den Dänen dazu treibt einen Berg zu bauen. Der höchste Hügel in seiner Heimat ist gerade mal 170 Meter hoch. Trotz Schnee lässt sich hier weder Snowboarden noch alpines Ski fahren. Alle topografischen Arbeiten von BIG können als Kompensationsmassnahme für das Fehlen von Neigung verstanden werden.

Es lässt sich aber auch noch eine andere Sehnsucht mit der expressiven Form verknüpfen. Gebirgsartige Bauten haben eine ungewohnte Form und sind in Folge dessen Aufsehen erregend. Sie bieten eine augenfällige Abwechslung zur tristen Kiste. Mit Bergformen lassen sich Gebäude hervorheben. Es ist die Zeichenhaftigkeit der Bauten, die den Ruhm der Bjarke Ingels Group begründet. Die Bergform passt damit hervorragend ins Repertoire der Architekten. Zudem ist bisher kein anderer Architekt mit dieser Formidee in Erscheinung getreten. Der Berg bietet dahin gehend ein Alleinstellungsmerkmal.

Dabei ist der bauliche Aufwand im Verhältnis zum gestalterischen Resultat verhältnismässig gering. Die  Projekte sind nach dem Prinzip Kiste mit Steildach geplant. Es kann also in den meisten Bereichen ein ganz normales Decken-Stützen-System angewandt werden. Nur an den Seitenfassaden und im Dachbereich müssen Schrägen konstruiert werden.

Es scheint fast so, als wäre der Berg das perfekte architektonische Konzept. Aber es gibt auch negative Punkte. Auf Grund seiner extravaganten Form bekundet der Berg Mühe, sich in das Stadtgefüge einzugliedern. Dieser Umstand wird beim Projekt Faste Batteri augenscheinlich. Die Konstellation mehrerer Bergspitzen sollte in Kopenhagen eingepflanzt werden. Rund herum befinden sich bestehende rechtwinklige Strukturen. Die Formalen Differenzen sind dabei unüberbrückbar. Es spielt an sich keine Rolle, ob sich die Berge an ihren Rändern dem Höhenniveau der Nachbarbauten angleichen oder nicht. In ihrer extremen Ausformung nehmen sie auf jeden Fall eine Sonderstellung im Gefüge ein.

Die Bajrke Ingels Group hat Berge für alle Situationen und Lebenslagen entworfen: Draussen in der Wildnis, für die Insel und in der Stadt. Dabei haben sie eine grosse Bandbreite an verschiedenen Ausformungsarten entwickelt. Es ist BIG zu verdanken, dass wir ein formales Thema in dieser Vielfalt vordekliniert bekommen haben. Es kann daher als positiv betrachtet werden, eine Idee über eine längere Zeit zu verfolgen. Allerdings offenbaren sich durch diese Serie auch die Mängel der Berge in aller Deutlichkeit. Hinsichtlich ihres Geltungsdranges und städtebaulichen Renitenz nutzt sich der Reiz dieser Formgestaltung schnell ab. (Weiter bei…)