Bearth + Deplazes, steinerner Graubereich

Bearth + Deplazes, steinerner Graubereich

Der Begriff Monolith ist vielschichtig. Er weist mehr als nur ein Attribut auf. Der Erfüllungsgrad dieser Eigenschaften macht das Identifizieren eines Monolithen zu einer graduellen Angelegenheit. Gibt es dennoch so etwas wie einen Kern des Monolithischen? Gibt es Attribute die zwingend sind für die Wirkung als „Einstein“?

(… vorher) Im Vorangehenden Text haben wir die folgende Wesenszüge als Teil der Begrifflichkeit des Monolithischen identifiziert: schwer, hart, geschlossen, introvertiert, einfach/reduziert, aus einem Stück.

Keines dieser Attribute kommt in Reinform vor. Der geringste Mangel tritt noch bei der Materialisierung auf. Auch wenn der Beton der Wirkung von Naturstein sehr nahe kommt, seinem Wesen nach ist er etwas Gegossenes. Wesentlichere Differenzen zwischen dem Ursprungsbild und dem Gebäude, entstehen durch die Notwendigkeit von Fensteröffnungen. Nur ganz wenige technische Nutzungen benötigen kein Tageslicht. In den meisten Fällen ist eine Durchlöcherung des Volumens unabdingbar. Damit wird das Wesen des Geschlossenen und Introvertierten verwässert. Auch das Ziel, ein Gebäude aus nur einem Stück zu formen, bleibt ein frommer Wunsch. Bautechnische Vorgaben, wie Dehnungsfugen, sprechen gegen die Reinform des Steines. Für die Detaillösung trifft dasselbe zu. Wo Materialien wechseln, müssen Übergänge ausgebildet werden. Man kann diese so gut es geht verstecken aber verhindern kann man sie nicht. Einzig mit den Attributen schwer und hart gibt es im Bauwesen keine nennenswerten Probleme, da die meisten Baumaterialien diese Eigenschaften mit sich bringen.

Im engeren Sinne können Gebäude also nicht monolithisch sein. Dennoch ist es sicher sinnvoll bis zu einem gewissen Punkt von Monolithen sprechen zu können. Es macht aber auch keinen Sinn, alles mit Monolith zu bezeichnen, weil der Begriff so bedeutungslos wird. Ich schlage eine Abgrenzung zu anderen Begriffen dort vor, wo zum Steinernen wesentliche Widersprüche auszumachen sind:

Einfach fällt diese Abgrenzung bei weichen Materialien und leicht erscheinenden Konstruktionen. Weiterhin unbestritten dürfte die Tatsache sein, dass ein Monolith nicht offensichtlicherweise aus zusammengefügten Teilen bestehen kann. Wo immer Platten aneinander stossen oder Ziegel zu einer Mauer geschichtet sind, kann nicht von einem Stück gesprochen werden. Die drei Merkmale; geschlossen, introvertiert und einfach können als graduelle Faktoren betrachtet werden. Was man als geschlossen ansieht, oder als reduzierte Gestaltung, unterliegt einer persönlichen Beurteilung. Allerdings sind auch hier die gewählten Massnahmen nicht frei wählbar. Sie müssen mindestens den Willen vermuten lassen, dass der Versuch ihrer Maximierung unternommen wurde. Ein Monolith, eine monolithische Erscheinung liegt dann vor, wenn der Versuch erkennbar ist, diesem Idealbild möglichst nahe zu kommen. (Weiter bei…)