Bearth + Deplazes, schlanke Massivität
Geschlossene, abstrahierte Gebäude neigen dazu sehr schwer zu wirken. Dies trifft auch im Fall des Hauses Meuli und des Hauses Willimann-Lötscher der Architekten Bearth + Deplazes zu. Ihre schmale Volumetrie bewahrt die Gebäude jedoch von einer allzu simplen Massivität.
(… vorher) Die Häuser Meuli und Willimann-Lötscher sind auf ihre jeweils eigene Art körperhaft und skulptural. Ihre besondere gestalterische Note wird ihnen jedoch durch das gleiche gestalterische Mittel verliehen. Die Wirkung der Schwere, die sich durch die Materialisierung und/oder durch die hermetische Abgeschlossenheit der Volumen ergibt, wird durch den schlanken Zuschnitt der Bauten ergänzt. Dadurch erscheinen die Bauten zwar schwer, es schwingt aber auch immer ein Hauch Eleganz mit.
Die hochgewachsene Wirkung erhalten die Bauten durch ihre fünfeckige Grundrissform. Sie ermöglichen es, das die Gebäude auf einer Seite konisch verjüngt, und auf der anderen Seite dennoch breit gehalten werden können. Dies erzeugt trotz der Kleinmassstäblichkeit der Bauten eine grosse Vielfalt an unterschiedlichen Körperansichten. Schmale Flächen wechseln sich mit breiten Fassadenstücken ab. Insgesamt wirken die Bauten dadurch aufrecht stehend. Sie sind also keine einfachen, liegenden Klumpen, sondern turmartige Gebilde.
Sowohl das Haus Meuli, als auch das Haus Willimann-Lötscher weist eine längsrechteckige Grundform auf. Dadurch gibt es zwei Kurzseiten und zwei Längsseiten, wovon die eine Längsseite durch einen zusätzlichen Knick unterteilt ist. Durch die unterschiedlichen Winkel und die verschiedenen Fassadenlängen entstehen unregelmässige Fünfecke.
Die Unterschiede zwischen den beiden Häusern liegen nun in der verschiedenen Modulierung der Winkel und Schenkellängen. Im Falle des Hauses Meuli laufen die Längsseiten so auf die kurzen Fassaden zu, dass der Baukörper an beiden Enden mehr oder weniger konisch verjüngt wird. Beim Haus Willimann-Lötscher ist dies nur auf der einen Kurzseite der Fall. Auf der anderen Seite öffnet sich das Volumen trichterförmig, in dem ein paar wenige Winkelmasse verändert werden.
Dieser Unterschied in der Grundrissform findet seine Entsprechung im Ausdruck des Gebäudevolumens. Die konische Abgeschlossenheit des Haus Meuli widerspiegelt sich in der trutzigen Fassadenausformulierung. Im Zusammenspiel beider gestalterischer Massnahmen entsteht der introvertierte Ausdruck, der das Bauwerk bestimmt. Gleiches lässt sich auf für das Haus Willimann-Lötscher sagen. Die einseitige Trichterform im Grundriss manifestiert sich in der Fassadengestaltung im grossen Panoramafenster des Wohnraumes.
Die Vorteile des ungleichmässigen Fünfeckes für die gestalterische Ausbildung von Baukörpern zeigen sich in der Ausbildung solcher charakteristischer Unterschiede mit feinen Unterschieden in der Ausformulierung der Winkel und Seitenlängen. (Weiter bei…)