Cook / Fournier, Ideal und Realität

Cook / Fournier, Ideal und Realität

Die Utopie hat ihren Weg in die gebaute Wirklichkeit gefunden. Nirgendwo sonst trifft das mehr zu als beim Kunsthaus in Graz. Hier konnten Peter Cook und Colin Fournier, einen Ausserirdischen bauen und den lange diskutierten Bubble exerzieren. Allerdings ist der Kulturbau auch ein Exempel für die sprichwörtliche Differenz zwischen Theorie und Realität.

(… vorher) Die Autoren haben das perfekte Bild geschaffen. Eine geschwungene Form aus blau-grauem Plastik in Mitten eines Meeres aus roten Ziegeldächern. Dieser bildnerische Kontrast macht das Kunsthaus zur Ikone. Um die perfekt geschwungene Blasenform herum, haben sich aber auch Fehler eingeschlichen.

Der markanteste ist die Verglasung im Erdgeschoss. Die Krümmung des schwebenden Körpers wird durch das reflektierende Material jäh unterbrochen. Was auf den Visualisierungen noch gänzlich transparent dargestellt wurde, ist in Realität eine markante Barriere. Man wünscht sich, die Architekten hätten einen anderen Platz für das Museumscafé gefunden und den direkten Zugang von aussen her, unter das fliegende Ungetüm, ermöglicht.

Das zweite Problem zeigt sich auf der Hinterseite des Hauses. Dort werden die hochwertigen Rundungen der Obergeschosse von billigen Blechpanelen der Lieferanteneingänge sekundiert. Gegen einen industriell funktionalen Look ist im Allgemeinen nichts einzuwenden. In der Kombination mit dem aufsteigenden ausserirdischen Körper, wirken die technischen aber Elemente aber leicht schäbig.

Eine Dritte Ungereimtheit betrifft den Schacht des Warenliftes. Dieser stösst, seiner Funktion gemäss, vertikal durch den gesamten Museumsbau. Passend zu den organischen Formen der Aussenhülle ist auch der Grundriss der Schachtaussenwand rund ausgebildet. In der Vertikalen bleibt es aber bei einem Zylinder. Damit überwiegen die unversöhnlichen Formaspekte zwischen Aussenhülle und Anlieferungsräumen. Dem äusseren Bild folgend hätte man hier eine rundliche, fliessende Innenwelt erwartet.

In Anbetracht dieser Unstimmigkeiten kann man zum Schluss gelangen, dass die Autoren nicht die notwendige Sorgfalt walten liessen. Man kann ein zu geringes Budget vermuten, dass zu markanten Abstrichen geführt hat. Man kann sogar den fehlenden Platz, für die grosszügigere Unterbringung der Räume bemängeln. Sicher ist, dass die Utopie nicht in der reinen Perfektion dargestellt worden ist, in der man sie sich erwarten könnte.

Vielleicht hat dies aber mit der Architektursprache der Autoren zu tun. Die Vorliebe für rohe technische Lösung zeigt sich schon in den Entwürfen aus den Siebzigern. Utopie ist bei Cook und Fournier wohl nicht gleichbedeutend mit Hochglanz und Perfektion, wie wir das bei Zaha Hadid beobachten können. Utopie war schon bei Archigram etwas sehr Technik basiertes – und diese Technik wird hier schonungslos gezeigt. (Weiter bei…)