Zürich, Aushandlung oder Vorschrift

Zürich, Aushandlung oder Vorschrift

Wird ein Quartier mit der gleichen Typologie bebaut, wirft das die Frage nach dem Umgang mit einer Typologie an sich auf. Welche Freiheiten sollen zugelassen werden? Welcher Spielraum wird den einzelnen Architekten zugestanden? Aber noch viel wichtiger: Wer gibt die Antwort auf diese Fragen?

(…vorher) Sollen die Vorzüge der typologischen Stadtgestaltung nutzbar gemacht werden, muss klar sein, was die Typologie ausmacht. Es muss festgelegt sein, welche Faktoren veränderbar sind und welche strickte eingehalten werden müssen. Am Beispiel der Typologie Eyhof ist die Verdickung der Gebäudeenden und die Taillenbildung in der Mitte sicher nicht verhandelbar. Ob vom Erschliessungssystem abgewichen werden kann, ist aber schon strittig. Die Fassadengestaltung kann den Architekten überlassen werden. Allerdings sollte sich die Oberflächenfarbigkeit in einem bestimmten Rahmen bewegen.

Solche Entscheide gilt es unzählige zu treffen. Im Normalfall ist diese die Aufgabe desjenigen, der das städtebauliche Konzept erarbeitet. Neben der Setzung der Volumen oder der Festlegung von Mantellinien, werden in solchen Planwerken teilweise auch Vorstellungen über die Materialisierung oder Fassadenproportionen vermittelt. Nicht immer halten sich die ausführenden Architekten daran. Meistens gibt es mindestens einen, der sich gegen jede Einschränkung zur Wehrt setzt und gegen den Strom schwimmt.

Schuld daran sind wohl die zu wenig klar formulierten Regeln und deren laxe Durchsetzung von Seiten der Bauherrschaft oder den Behörden. In den wenigsten Fällen haben sich solche von oben verordneten Regulierungen bewährt. Diese Vorgehensweise entspricht so gar nicht dem Selbstverständnis des Planers, dessen grösste Tugend die Kreativität und dessen grösster Frevel die Unterwürfigkeit ist.

Eine Antwort auf diese Problematik ist es, die Umsetzungsregeln nicht von einer hierarchisch höher gestellten Instanz definieren zu lassen. Die Gruppe der Planer könnte diese Aufgabe selber übernehmen. Die Teamarbeit stellt dabei eine grosse Ideenvielfalt sicher und eröffnet in der Diskussion die Möglichkeit die verschiedenen Ansätze zu einem stimmigen Konzept einzukochen.

Dazu braucht es ein Verständnis für die Notwendigkeit eines Regelwerkes. Es braucht den Willen zur Übereinkunft. Es braucht aber auch die Expertise darüber, wie eng das Regelkorsett geschnürt werden muss, sodass die notwendige Einheit entstehen kann. Es ist davon auszugehen, dass die einzelnen Akteure ihren Einzelinteressen folgen werden und dass ein solcher Aushandlungsprozess zäh und letztendlich ziellos endet. Neben dem Einfallsreichtum der Gestalter trägt daher auch die Moderation einen wesentlichen Teil zum Erfolg des Prozesses bei.

Ein solches Vorgehen im Team würde die Praxis des Städtebaus umkehren. Nicht nur die Hierarchie der Planung würde gebrochen. Die Gestaltung der Stadt würde vom System der Wettbewerbe, welche Einzelentscheide produziert, zu einem diskursbasierten Verfahren wechseln, das den Konsens sucht. (Weiter bei …)