Brandet Area, brandet City

Brandet Area, brandet City

Zürich entwickelt sich zu einem Flickenteppich schöner Teile. Wie aber kann das Ganze in den Vordergrund gerückt werden? Wie können ästhetische Strategien die Struktur der Stadt unterstützen?

(… vorher) Die Art und Weise, wie heute Projekte entstehen, dürfte sich nicht leicht verändern lassen. Viele Gründe sprechen für ästhetische Strategien. Sie können autonom beurteilt werden und bringen Qualitäten in Architektur und Marketing (Gestaltung statt Struktur). Die Vorzüge der gestalterischen Einheit nach Innen bedeuten aber gleichzeitig Nachteile für das gesamte Stadtgefüge. Je stärker der Individualismus auf den Parzellen, desto schwächer der Ausdruck der Quartiere und der Stadt.

Unterstützen lässt sich die Charakteristik eines grösseren Gebietes nur, in dem dieses bewusst gestaltet wird. Dafür werden klare Verhaltensnormen benötigt. Früher herrschte dazu offensichtlich eine kulturell, gesellschaftlich bedingte Übereinkunft. Es gab ein Stil- oder Epochenbewusstsein. Diese Einigkeit hat sich im Individualismus unserer Zeit aufgelöst. Die Stadtgestalt entsteht nicht mehr von alleine. Falls eine Einheit angestrebt wird, muss sie durch Normen beschrieben und durch geeignete Stellen überwacht werden.

Normen und Überwachung, das tönt nach viel Aufwand für alle Beteiligten. Noch eine Stelle mehr soll sich um die bauliche Substanz der Stadt kümmern. Verderben nicht viele Köche den Brei? Nicht unbedingt: Schlechte Gastrokritiken handelt man sich nur dann ein, wenn das Küchenpersonal nicht richtig koordiniert ist. Es geht nicht um eine zusätzliche Steuerungsstelle sondern um die Steuerung auf der richtigen Ebene. Um beim Bild der Restaurantküche zu bleiben: Einen weiteren Koch einzustellen bringt nur dann etwas, wenn er an seinem Platz die richtige Zutat beifügen kann.

Mit dem zusätzlichen Planungsschritt zwischen räumlicher Entwicklungsstrategie und Architekturwettbewerb kann, bei geschickter Anwendung, ein stimmigeres und nachhaltigeres Resultat erzielt werden als dies heute der Fall ist. Was der formalen Gestaltung der Stadt fehlt, ist der Blick aufs grosse Ganze. Diese Rundumschau kann durch Wettbewerbsverfahren für einzelne Grundstücke nicht erlangt werden. Die gestalterischen Auswahlverfahren finden demnach im falschen Massstab statt. Themen wie Baustruktur, Typologie und Ortscharakter müssen in Quartiersgrösse gelöst werden.

Die geeigneten Planungsverfahren für eine solche grossmassstäbliche Planung müssen noch gefunden werden. Klar ist, dass es nicht ausreicht die Mantellinien zu bestimmen, wie das bei den Gestaltungsplänen der Fall ist. Es gilt über einen Normenkatalog jene gestalterische Übereinkunft zu erzeugen, die den Ausdruck des Gebietes tatsächlich prägen. Das kann bis zur Definition von Fensterformaten und Farbpaletten gehen.

Die Kompetenzen der Gestaltung verschieben sich damit vom Architekturwettbewerb zum Städtebauwettbewerb. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit wenigen grossflächigen Planungsverfahren kann der Ausdruck der Stadt gelenkt werden. Damit kann eine durchgängige Qualität erreicht werden, auch auf jenen Grundstücken, wo heute keine Architekturwettbewerbe stattfinden. Gegenwehr wird ein solches Vorgehen bei den Architekten hervorrufen; welche ihre Aufträge über Wettbewerbe beschaffen. Dazu an anderer Stelle mehr. Die Bauherrschaften dürften mit einer verbesserten Rechtssicherheit gut zurecht kommen. Zudem lassen sich die Kosten für Architekturwettbewerbe in den meisten Fällen einsparen. Aus der Sicht der Stadt muss sich die Einsicht durchsetzen, dass sich mit einem Verfahren auf der Quartiersebene mehr gestalterische Qualität erzeugt lässt, als beim Entwurf einzelner Häuser. Städtebau muss wieder im richtigen Massstab betrieben werden. Denn schliesslich geht es um die Frage, wie die Stadt erscheinen will: Als ein Gebilde einer Gemeinschaft oder als Flickwerk privater Interessen. (Weiter bei …)