Typologische Stadtentwicklung
Die Typologie ist ein Mittel den Stadtkörper zu begreifen und dessen Entwicklung zu steuern. Der Typologiebegriff geht dabei über das Verständnis der Stadt als Anhäufung von zusammenhangslosen Einzelteilen hinaus. Ihm wohnt der Anspruch inne, dass Stadt ein Gesamtsystem in politischer, gesellschaftlicher aber auch ästhetischer Hinsicht ist. Unter der Voraussetzung, dass man diese Ansicht teilt, stellt sich die Frage, wie mit dem Mittel der Typologie umzugehen ist.
(…vorher) Alle Typologien haben ihre Vor- und Nachteile. Ihr Einsatz sollte sich nach den Zielsetzungen der einzelnen Stadtgebiete richten. Dazu müssen solche Ziele formuliert werden. Es muss einen Konsens darüber geben, was den Charakter eines Quartiers ausmacht und wie er langfristig fortgeführt und entwickelt werden kann. Folgerichtig braucht es eine Stelle, welche diese Charakteristik beschreibt und ihr zur Umsetzung verhilft.
Eine solche „Behörde“ kann sich nur mit dem entsprechenden politischen Willen durchsetzen. Die politische Legitimation von ästhetischen Grundsätzen für die Stadt ist die Grundvoraussetzung für das Gelingen eines solchen Vorhabens. Daraus muss eine gesetzliche Grundlage erarbeitet werden. Nur so ist gewährleistet, dass die Strategie die Legislaturperiode überdauert. Städteveränderungen geschehen schliesslich nicht im Vierjahrestackt, sondern in Gebäudezyklen von dreissig bis sechzig Jahren. Entsprechend lange muss eine typologische Zielsetzung verfolgt werden, damit sich eine Charakteristik nachhaltig ausbilden kann.
Doch mit der Einführung und Durchsetzung starren Paragraphen ist es nicht getan. Wie die Anwendung der Bau- und Zonenordnung zeigt, kann es bei ästhetischen Anliegen nicht um das Festlegen von einzelnen Gebäudeabstände, Längen- und Höhenbeschränkungen gehen. Dies sorgt nicht für Qualität, sondern bildet nur eine technokratische Massnahme der rechtlichen Gleichbehandlung. Die ästhetische Qualität kann im Unterschied zum Baurecht flexibler gefasst werden, ohne dass die Gestaltung scheitern muss. Zielwert und Rahmen-Regelwerk sind die Stichworte dazu (Siehe: Two Birds with one Stone)
Gerade heute, wo die Nachkriegsbauten dem Ende ihrer Lebensdauer entgegen gehen, ist eine Strategie über deren Ersatz auch in ästhetischer Hinsicht von grosser Wichtigkeit. Dabei ist die architektonische Qualität nicht unwichtig aber zweitrangig. Ohne einen typologischen Kompass bleibt die gestalterische Arbeit der Architekten richtungslos. Die Bauten entstehen so nur für sich selbst und vermögen es nicht, im Verbund einen Beitrag zur Charakteristik der Stadt zu leisten.