Typologie-Attribute
Wie sich im Text „Achtung, fertig, Chaos“ gezeigt hat, bieten uns nur schon die aktuellen Bauvorhaben in Zürich-Altstetten eine breite Palette an unterschiedlichen Bauformen an. Wenn wir im Folgenden die Vor- und Nachteile dieser Typologien besprechen wollen, ist es notwendig, ihre einzelnen Attribute zu thematisieren. Anhand dieser Kriterien können die Bauformen beschrieben, verglichen und beurteilt werden.
(… vorher) Die Attribute von städtebaulichen Typologien lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Es gibt die grössenspezifischen, die formalen und die organisatorischen Eigenschaften. Zu den grössenspezifischen Charakteristika zählen der Grundstücksabstand, der Strassenabstand, der Gebäudeabstand, die Gebäudehöhe, die Gebäudetiefe und die Gebäudelänge. Zu den formalen Charakteristika gehören die Grundrissform, die Fassadenausbildung, allfällige Rücksprünge, Ausbauten und Knicke, die Dachform und die Form des Aussenraumes, respektive des Gebäudezwischenraumes. Unter den organisatorischen Charakteristika lässt sich das Verhältnis der Gebäude zum Strassenraum, zum Aussenraum, respektive Grünraum subsumieren, aber auch die Beziehung der Gebäude untereinander. Dieses Verhältnis lässt sich anhand von Ordnungsprinzipien beschreiben: Es können Hierarchieformen wie Massenschwerpunkte, Hofbildung, Achsen, Raster, freie Streuungen usw. zur Anwendung kommen.
In aller Kürze lässt sich so beispielsweise die Siedlung Triemli beschreiben. Sie hat einen mittleren Strassenabstand (Abstandsgrün), mit 150 m eine sehr grosse Gebäudelänge und ist bis zu sieben Geschossen hoch. Die Flachdachbauten sind kreisförmig angeordnet und weisen stumpfwinklige Knicke auf. Zur Strasse hin wirkt die Siedlung sehr geschlossen und schroff. Das Abstandsgrün verhindert einen direkten Bezug zur Fassade. Zum inneren Grünraum baut die Siedlung eine visuelle Beziehung auf, da auch schon im Erdgeschoss Wohnungen angesiedelt sind. Durch die kreisförmige Anordnung werden beide Gebäudekörper zu einer Einheit zusammengebunden und schaffen einen zentralen, alles bestimmenden Hof.
Von einer solchen Beschreibung ausgehend lassen sich nun vergleichend andere Siedlungen beschreiben. So weist die Siedlung im Stückler hinsichtlich der Grösse eine starke Ähnlichkeit auf. Die formalen Unterschiede konzentrieren sich auf die Anwendung des rechten Winkel und der Verwendung von kammartig in Erscheinung tretender Vor- und Rücksprünge. Auf der Ebene der Organisation kommt neben der Hofbildung durch eine äussere Begrenzung, eine weitere Massnahme zur Hierarchiebildung dazu. So steht innerhalb des Hofes ein grosser Gebäudekörper als Mittelpunkt der Siedlung. Wie sich zeigt, sind die beiden Siedlungen typologisch erstaunlich nahe beieinander, obschon sie auf den ersten Blick relativ unterschiedlich anmuten.
Wesentlich grössere Differenzen sind gegenüber der Siedlungen an der Else-Züblin-Strasse und der Rautistrasse 284-300 festzustellen. Der Strassenabstand ist gross und die Gebäudelänge klein. Die Bauten folgen unterschiedlichen Streuungsarten. Der Aussenraum ist eine unstrukturierte Fläche ohne erkennbare Hierarchie. Die Ränder sind nicht definiert. Die Bebauung wirkt offen und durchlässig. Es gibt keine Abstandsflächen, da sich die Typologie gegenüber der Stadt ziemlich gleichgültig verhält. Eine erkennbare Einheit ergibt sich einzig unter der Verwendung der immer gleichen Gebäudekörper.
Mittels solcher Kriterien lässt sich die Typologie einer Überbauung klar beschreiben. Gerade die Ermittlung der Differenzen kann dazu führen, die Probleme bei der Erzeugung eines Quartiercharakters zu bezeichnen. Werden den einzelnen Eigenschaften auch noch Gewichtungen zugeordnet, entsteht ein Beurteilungswerkzeug, nach dem die Stadt ihre Vorgaben hinsichtlich eines Quartiercharakters aufstellen und kommunizieren kann. (Weiter bei …)