Wohlgefallen
Die grossen Gebäudestrukturen lassen sich nur schwer in die Massstäblichkeit der Stadt eingliedern. Die Einkaufsparadiese siedeln weit draussen vor der Stadt an und bilden so eine Konkurrenz zu ihr. Doch bisweilen lösen sich auch hartnäckige Kritikpunkte in Wohlgefallen auf.
(… vorher) Die Sicht auf die Mall als Konkurrenz zum Stadtzentrum wird da widerlegt, wo die Mall erst den Grundstein für eine qualitätsvolle Besiedlung legt. Das „Westside“ bei Bern liefert hierfür das beste Beispiel. Nicht die Konkurrenz zum Stadtzentrum spielt in Brünnen, einer Vorortsgemeinde von Bern, eine Rolle. Das Zentrum der Grossstadt ist hier ohnehin zu weit weg. Entscheidend ist, dass der „Schlafgemeinde“ mit der Mall überhaupt erst ein Zentrum erwächst. Doch nicht nur das. Die Mall bringt zusammen, was bisher als unvereinbar gegensätzlich galt. So liegt sie direkt am Autobahnzubringer, bildet aber gleichzeitig den Kern der Gemeinde. Sie ist demnach der Knotenpunkt zwischen Autobahn und Stadtplatz. Sie bildet eine Brücke, einen Zugang zur Stadt. Die Grösse des Bauwerkes wirkt sich in diesem Beispiel ebenfalls nicht negativ aus. Die umliegende Siedlung und die Mall waren beide Teil derselben städtebaulichen Planung. Es muss also nicht immer so sein, dass die Mall im strukturlosen Niemandsland vegetiert oder mit seiner Grösse die gegebene Struktur aufzusprengen droht.
Dort wo es geplant ist, hat die Mall in diesen Punkten sicher grosse Erfolgschancen. Doch auch wo es einmal ganz anders gedacht war, können sich gleiche Effekte einstellen. Das Glattcenter ist heute ebenfalls Teil einer Siedlung und zu einem ihrer Zentren avanciert. Hier war nicht von Anfang an alles geplant. Aber auch mit einer nach und nach näher kommenden Bebauung gelang eine Einbindung des Aussenseiters.
Die Einbindung von einst als Solitäre gebauten Einkaufszentren mag wohl nicht überall reibungslos von statten gehen. Es zeigt sich aber auch, dass die Stadt eine grosse kreative Anpassungsfähigkeit besitzt. Manchmal scheint die Stadt dort am spannendsten und am lebendigsten zu sein, wo diese Gegensätze aufeinander treffen. (Weiter bei …)