Mall, Museum, Stadtplatz

Mall, Museum, Stadtplatz

Die Mall ist eine Umgebung der Information. Information ist aber ein weiter Begriff. Lassen sich Lehren aus der Funktionsweise der Mall ziehen und lassen sich diese auf andere Situationen anwenden?

(… vorher) Wie wir gesehen haben (Siehe: Umgebung der Information; ..?..), wartet die Mall dem Kunden mit einem ganzen Arsenal an Informationsmitteln auf. In der Art wie diese Mittel zusammenspielen, sind sie in der Lage die Menschen zu beeinflussen. Andere Räume weisen kaum solche Eigenschaften auf. Malls haben nicht nur eine Ausdehnung. Sie sind nicht blosse Behältnisse für die zu verkaufenden Waren. Auch bleiben sie nicht auf das Erzeugen einer Stimmung beschränkt. Malls weisen in ihrem Wesen auch die Mitteilung auf. Diese Mitteilsamkeit ist so wichtig, dass sie im Vergleich zu anderen Räumen massgebendes Merkmal ist. Eine Badeanstalt, eine Turnhalle, ein Wohnzimmer, eine Lagerhalle, sie alle sind Räume bei denen Informationen, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle spielen. Vergleichbar mit dem Informationsaufkommen der Mall ist einzig das Museum. Allem voran die wissenschaftlich geprägten Häuser weisen in dieser Hinsicht ein grosses Potenzial auf. Die Exponate werden hier reichhaltig kommentiert. Bildschirme, Informationstafeln und die Manipulation am Ausstellungsobjekt selbst, ermöglichen eine Vielzahl an Wegen sich den Inhalten anzunähern. In dieser Weise funktionieren beispielsweise das „Technorama“ in Winterthur und das Verkehrsmuseum in Luzern. Beide bringen den Besuchern eine technische Materie näher. Ersteres befasst sich mit Naturwissenschaftlichen Phänomenen, zweiteres zeigt verschiedene Aspekte rund um das Thema der Transportmittel. An verschiedenen Stationen kann man sich über einen bestimmten Sachverhalt informieren. Anschaulichkeit ist dabei die oberste Devise. Einfache Experimente lassen die Inhalte intuitiv erfahrbar werden.

Mögen Mall und Museum im Hinblick auf ihr Informationsaufkommen auch vergleichbar sein, gleichgesetzt werden können sie nicht. Die Mall ist nicht auf die Vermittlung von Wissen ausgelegt. Die Anlockung des Käufers und die Schaffung von Bedürfnissen steht im Vordergrund. Sie informiert, damit gekauft wird. Damit unterscheidet sie sich klar vom Museum. Dieses lockt mit der Vermittlung des Wissens. Der Konsument hat bereits bezahlt wenn er in die Informationswelt eintaucht. Im Gegensatz dazu soll die Informationswelt des Einkaufszentrums den Kunden erst zum Konsumieren bringen. Das eine ist Mittel zum Zweck, das andere der Zweck selbst.

So unterschiedlich die Ursachen der Informationsumgebungen auch sein mögen, die Konzepte der Information sind sich dennoch ähnlich. So wird mit unterschiedlichen Medien gearbeitet. Es besteht eine Choreografie der Medien. Der Besucher kann nahe an die Gegenstände heran treten. Er kann sie anfassen und begutachten. Das Wichtigste jedoch ist, dass sowohl Mall als auch Museum den Besucher umfassen. Es gibt keinen Bereich, wo man aus Versehen aus ihnen heraustritt. Sie sind Umgebungen.

Die Wirkung solcher Umgebungen auf die Menschen ist gewaltig. Verglichen mit den Möglichkeiten der klassischen Architekturmittel übt die Information einen grossen Einfluss auf die Menschen aus. Weder Farbe, Material, Licht und Form, noch der Raum selbst vermögen diese im selben Umfang zu bewerkstelligen. Es liegt daher nahe auch andere Bereiche mit Informationssystemen zu bestücken. Die Errichtung einer funktionierenden Informationsumgebung ist aber kein leichtes Unterfangen. Ziehen wir dazu das Beispiel des Stadtplatzes heran. Auch hier gibt es Informationsmittel. Die Mitgebrachten Zeitungen und Smartphones, die Plakate und die Schaufenster, sie alle liefern Inhalte. Der grosse Unterschied zum Museum und der Mall liegt darin, dass dahinter kein Choreograph steht. Die persönlichen Informationsträger sind heute kaum im Sinne einer schlüssigen Informationsumgebung genutzt. Vereinzelt werden auch auf Stadtplätzen grosse Screens verwendet. Durch sie besteht die Möglichkeit einer übergeordneten Beeinflussung. Allerdings ist es mit Grossbildschirmen gleich wie mit Schwalben, eine alleine macht noch keinen Frühling (bzw. eine Informationsumgebung). Das Zusammenwirken unter den Informationsmitteln ist entscheidend. Die Schwierigkeiten aus einem Stadtplatz eine Informationsumgebung zu machen, liegen in ihrer Eigentümerschaft begründet. Zwar mag die Platzfläche der Kommune gehören. Die Häuser und damit die Fassaden und Schaufenster sind aber in Privatbesitz. Die Vielzahl an Interessen macht ein koordiniertes Vorgehen umständlich. Die Vielstimmigkeit erschwert ein durchgängiges Konzept.

Wenn sich aus dem Vergleich von Mall und wissenschaftlichem Museum ein Schluss ziehen lässt, dann jener, dass funktionierende Informationsumgebungen stets eine klare Zielsetzung und einen eindeutigen Urheber haben. Ohne diese Voraussetzungen können noch so viele Informationsträger angehäuft werden, eine Umgebung der Information wird nicht aus ihnen. (Weiter bei …)