Kernstadt-Platz, Sulzer
Der harte, wenig prägnante Platz in Lenzburg lässt einem etwas ratlos zurück und man hofft, die Bewohner haben genügend Mitsprachemöglichkeiten, um den Raum über die nächsten Jahre weiter entwickeln zu können. Im Sulzerareal in Winterthur sind ähnliche Aussenräume vor einigen Jahren entstanden und zeigen zwei mögliche Entwicklungen auf.
(…vorher) Der Umbau des ehemalige Industrieareal Sulzer im Zentrum der Stadt ist zu grossen Teilen abgeschlossen. Seit den Nullerjahren wurden dort Baufeld und Baufeld umgewandelt oder saniert. Zwei Bereiche des Aussenraumes sind punkto Aneignung des Stadtraumes in ihrer Unterschiedlichkeit sehr aussagekräftig, um die Platzgestaltung in Lenzburg zu beurteilen. Zum einen ist dies der Lagerplatz, zum anderen der Platz zwischen Pionierstrasse und Bahnmeisterweg (leider Namenlos).
Letzterer wird durch die einheitlich gestalteten Wohnüberbauung gebildet. Augenfällig ist dort die spannenden Volumenstellung, welche, in Abhängigkeit zur Bauhöhe, einen relativ engen Aussenraum definiert. In der Mitte des U-Förmigen Aussenraumes thront ein Überhoher Baukörper, der zur einen Seite stattliche 8 Meter auskragt. Hinsichtlich der räumlichen Spannung lässt der Platz keine Wünsche offen. Allerdings ist der Platz ebenso hart und leer, wie jener in Lenzburg. Es scheint hier ein strenges Regime zu geben, wie sich die Anwohner den Aussenraum aneignen dürfen. Sogar bei den Erdgeschosswohnungen, welche direkt auf den Platz ausgerichtet sind, gibt es keine Vorgartenbereiche. Lediglich einige wenige Sitzgelegenheiten sind auffällig nahe an die Fassade gestellt.
Es ist nicht klar, was mit dieser leergeräumten Gestaltung bezweckt werden soll. Sicher, der Aussenraum hat einen gewissen öffentlichen Charakter und soll als durchquerbare Fläche lesbar bleiben. Nachvollziehbar ist auch der Wunsch des Gestalters, die industrielle Härte am Ort mit seinem Neubau weiter zu transportieren. Die Anlage ist aber volumetrisch so prägnant ausgebildet, dass diese Wirkung durch eine kleine Möblierung da und dort keinen Schaden nehmen wird.
Das es auch anders geht, zeigt das Beispiel des Lagerplatzes rund 250 Meter südwestlich. Dort sieht man eine Vielzahl von Möblierungselementen, die den alten Werkplatz zu einer lebendigen Oase gestalten. Zunächst nimmt man im Unterschied zu Lenzburg und dem Platz an der Pionierstrasse sicher die Aussenbestuhlung des Restaurants mit den modischen Lichterketten war. Daneben wirken aber auch Pflanztröge, Poller und alte Güterloren in unterschiedlicher Ausformung auf den Aussenraum. Obschon es hier noch kaum Wohnnutzungen gibt, ist der Aussenraum wesentlich lebenswerter als in der zuvor beschriebenen Wohnüberbauung.
Nach dem man auf dem Lagerplatz eine Feierabendbier in lauschiger Atmosphäre genossen hat, spürt man das fehlende Leben beim Durchschreiten des Platzes an der Pionierstrasse umso stärker. Die Stadt ist dort noch nicht zu Ende gebaut. Die vorherrschende harte Leere mag zwar einen künstlerischen Wert haben, aber leben will man nicht in einem solchen Kunstwerk. (Weiter bei…)