Und was nicht passt, wird passend gemacht

Und was nicht passt, wird passend gemacht

Trotz seiner Hässlichkeit und fehlender Architektur zieht einem das Gebäude in seinen Bann. Was also macht es aus, dass wir das Gebäude als etwas Besonderes wahrnehmen? Ist es das Skurrile, das Gebastelte oder das Direkte?

(…vorher) Es ist naheliegend, dass alle beschriebenen Faktoren eine Rolle spielen. Die Auskragung selbst zieht als erstes die Aufmerksamkeit auf sich. Die Hässlichkeit lässt einem wegschauen. Die Skurrilität zieht den Blick wieder auf das Gebäude zurück. Ich stelle hier aber zur Debatte, dass es die rohe Direktheit ist, welche die Hauptwirkung verursacht:

Um dem «Charme» dieses Industriebaus auf die Schliche zu kommen, muss zunächst zwischen Ursache und ihren verschiedenen Wirkungsebenen unterschieden werden. Die subjektiven Gebäudeattribute wie beispielsweise die Adjektive beeindruckend, skurril und hässlich können als die letzte Wirkungsebene angesehen werden. Ihre Ursachen liegen auf einer zweiten, teilweise objektiven Ebene von Adjektiven, wie unordentlich, widersprüchlich, ungepflegt und kräftig. Diese Wirkungsebene wiederum liegt in durchgehend objektiven Ursachen wie unrhythmisch, kollidierend, verschmutzt und auskragend begründet.

Alle diese Merkmale wiederum können nun aber als eine Folge von direktem Bauen verstanden werden. Von der Auskragung abgesehen, da deren Gründe unbekannt sind, erwachsen alle Ursachen einer einfachen, ästhetiklosen, minimalentwerferischen Haltung. Man kann eine These darüber entwickeln, wie der Planer vorgegangen sein muss: Als erstes hat er eine einfache mehrgeschossige Kiste platziert. Nun sollten die oberen Geschosse auch für Autos erschlossen werden. Eine Rampe an der Aussenseite war dazu die einfachste Massnahme. Weder Kiste noch Rampe wurden absichtlich gestaltet. Sie stellen das notwendige Minimum an Planung dar. Es hat den Anschein, als wurden beide Bauteile nur nach ihren inneren Notwendigkeiten entwickelt und danach zusammengestellt.

Die Überschneidungen und Kollisionen, die dabei entstanden, wurden nicht als ein Gegenstand erkannt, welcher einer architektonischen Lösung zugeführt werden musste. Sie waren das Resultat der reduzierten Vorgehensweise und wurden als solche hingenommen. Einzig dort wo die funktionalen Anforderungen gefährdet waren, reagierte man. Im Einzelfall wurden Stützenausschnitten oder Abstände zwischen Rampe und Fassade eingefügt, um die gröbsten Schnitzer auszubügeln – Frei nach dem bekannten Heimwerkermotto: «Und was nicht passt, wird passend gemacht».

Dieser Haltung ist es schliesslich zu verdanken, dass das Bauwerk einen skurrilen Charm entwickelt und als besonders wahrgenommen werden kann. (Weiter bei…)