Wie es gerade geht

Wie es gerade geht

Eingangs des vorangegangenen Textes haben wir dem beschriebenen Bau, wie selbstverständlich unterstellt, er habe nichts mit Architektur zu tun. Ein solch schwerwiegendes Urteil muss aber begründet werden.

(…vorher) Architektur lässt sich durch ganz unterschiedliche Kriterien definieren. Eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit diesem philosophischen Thema soll in einer anderen Reihe abgehandelt werden. Ebenso wollen wir hier die Haarspalterei zwischen schlechter Architektur und Nicht-Architektur ausser Acht lassen. Vorerst soll Architektur als das baulich, ästhetische Resultat eines durchgängig angewandten Konzeptes verstanden werden. Aus diesem Blickwinkel kann der Gewerbebau in Volketswil tatsächlich als architekturfreies Bauwerk bezeichnet werden. Man mag zwar gewisse Ansätze an eine Ordnung erkennen, die Unstimmigkeiten verhindern allerdings ein klares Werk und ein ästhetisches Handeln lässt sich kaum erkennen:

Durch die rhythmisch hervorstehenden Rippen und Konsolen zeigt sich das ganze Gebäude als Konstrukt des Kraftabtrages. Durch die Rippen wirkt das Bauwerk stämmig. Zudem trägt die Anordnung der liegenden Fensterbänder zu einem gedrungen und trutzig Ausdruck bei.

Das tönt zunächst ganz nach einem schlüssigen Konzept. Ausdruck, Struktur und Nutzung scheinen übereinzustimmen. Allerdings wird diese Einheit von Ungereimtheiten durchdrungen, welche eine gänzlich andere Sprache sprechen und zu einer anderen Lesart des Gebäudes führen. Die unkontrollierte Überschneidung von Fahrbahn und Fensterbänder haben wir bereits thematisiert. Um diesen Konflikt abzufedern wurde die Fahrbahn im Bereich dieser Überlagerung um einen halben Meter von der Fassade abgesetzt. Der effiziente Kraftabtrag wird damit durch den Erhalt intakter Fenster immer wieder gestört. Ein weiterer Konflikt besteht bei den tragenden Rippen selbst. An einer Stelle tritt die Fahrbahn so nahe an die Fassade, dass der vertikale Träger unterbrochen werden musste, damit die Durchfahrt funktioniert. An diesen Beispielen wird ersichtlich, dass ein Konzept, wenn überhaupt nur sehr rudimentär vorhanden ist. Von einer Durchgängigkeit kann nicht gesprochen werden. Der Gesamteindruck des Hauses wirkt mehr gebastelt denn gestaltet. Treffender für die Bauweise ist wohl die Umschreibung: «Wie es ebene gerade geht». (Weiter bei…)