Oikoborg- Postarchitektur
Es ist eine reizvolle Vorstellung: Unser ganzen Umfeld könnte von Monitoren überzogen sein. Auf einander abgestimmt, böten sie eine Symphonie der Bilder, und wären so in der Lage eine einzigartige Atmosphäre zu erzeugen. Aber hat ein solches Projekt mit Architektur zu tun?
(… vorher) In den voran gegangenen Texten haben wir argumentiert, dass Bilder nur dann ein Teil der Architektur sein können, wenn sie diese thematisieren. Was aber geschieht nun, wenn unser gebautes Umfeld nur noch aus Bildern besteht? Gibt es dann überhaupt noch so etwas wie Architektur?
Die Antwort auf diese Frage ist ein klares Nein. So klar die Antwort darauf ist, so bedenkenswert sind die Gründe, die zu diesem Urteil führen. Denn selbst wenn die Bildschirme nur architektonische Inhalte zum Thema machen würden, es mangelte dann an etwas noch Wichtigerem – der Architektur selbst.
Ein aufgemaltes Randornament kann beispielsweise nur dann ein Teil der Architektur sein, wenn es einen zu verzierenden Rand gibt. Eine geometrische Farbgestaltung welche auf der Form der Fassadenpaneele basiert, macht nur dann Sinn, wenn es die Bauteile gibt, auf die Bezug genommen wird. Hingegen ist die Darstellung Le Corbusiers Modulor oder der aufgemalte Schriftzug Mies van der Rohes „Less is more“ zwar ein Teil der Architekturtheorie, selbst aber noch keine Architektur. Baukunst kann demnach nicht nur etwas rein ideelles sein, sondern muss auch tatsächlich und materiell stattfinden.
Sind also die sprechenden Oberflächen überall, dann kann es keine Architektur mehr geben. So weit so gut – wie gesagt eine klare Sache. Aber die Konsequenz aus dieser Überlegung trägt noch weiter:
Der Versuch den Einflussbereich der Architektur auszudehnen ist ein beliebtes Sujet der Architekten. Vor allem ist die Ausdehnung des Architekturbegriffes in andere Bereiche aber eine Verlockung, deren wir im Arbeitsalltag immer wieder zu unterliegen drohen. Man fällt nur allzu schnell dem Glauben zum Opfer, dass alles was ein Architekt macht, automatisch schon Architektur sei.
Jedoch ist weder ein Bühnenbild, noch der Innenausbau einer Bar und schon gar nicht die Gestaltung einer Ausstellung ein architektonischer Akt. Dies anders sehen zu wollen, ist das gute Recht eines jeden Gestalters. Allerdings verwehrt sich jener das Verständnis von dem was er eigentlich tut. Unter Umständen verpasst er es so, die Potentiale seiner Schöpfung auszuloten oder stellt seinem Entwurf in Sachen Schlüssigkeit das Bein. Gerade so verhält es sich auch mit Monitoren in Gebäudegrösse. Warum soll man die Gestaltung mit solchen technischen Anzeigegeräte mit architektonischen Begriffen und Beurteilungskategorien untersuchen? Ist es denn so schwer zu akzeptieren, dass auch andere Kulturhandlungen einen räumlichen Ausdruck finden?
Wie schon angedeutet liegt das Potenzial des Oikoborg sehr viel näher an der Show, der Ausstellung und dem Bühnenbild als bei der Architektur. Dort liegt auch die Stärke dieser Gestaltungsidee. Eine Umgebung zu schaffen die durch Licht, Farbe und Bewegung eine Atmosphäre erzeugen kann, sollte sich nicht durch die Einschränkungen baulicher Notwendigkeiten zurückbinden lassen. (Weiter bei…)