Kunst-Aspekt

Kunst-Aspekt

Die “Harpa” in Reykjavik zeigt einen Weg auf, wie Architektur und Monitore zu einer Einheit werden können. Die Anzeigeleuchten werden zu einem festen Teil der Gebäudestruktur. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Aspekte der Monitoranzeige mit der Architektur zusammenhängen.

(… vorher) Gebäude können unter vielen Gesichtspunkten betrachtet werden. Es gibt zum Beispiel technische, physikalische, gestalterische und architektonische Aspekte. Dabei schliessen sich diese Betrachtungsformen nicht aus. Ein Bauteil kann sowohl als konstruktives als auch als architektonisches Element verstanden werden. Andererseits ist aber auch nicht jedes Element gleichermassen relevant für das konstruktive Gelingen oder die architektonische Sinnstiftung.

So wie die Betrachtung für diese vertrauten Aspekten funktioniert, können Bauwerke auch unter dem Gesichtspunkt der Kunst analysiert werden. Meistens kommt dabei nicht viel heraus, ausser man ist gewillt jegliche Materialität oder banale Räumlichkeit zum Kunstwerk zu erheben. Im Falle von Repräsentativen Bauwerken ist, auf Grund der damit verknüpften Ambitionen, mindestens die Wahrscheinlichkeit grösser, dass gewisse Wirkungen des Gebäudes als künstlerisch eingestuft werden können. Für die Harpa ist die Suche nach Kunst ein aufgelegter Fall, da der allseits bekannte Künstler Olafur Eliasson mitgewirkt hat. Es soll sich sogar so verhalten, dass die komplette Fassade dem Wirken des Künstlers und nicht jenem des Architekten zu verdanken ist.

Das heisst nun nicht, dass bei der Fassade gar keine architektonischen Eigenheiten fest zu stellen sind. Die Struktur, die Fügung, die Körperhaftigkeit, die Materialität und die Lichteffekte sind klar der Baukunst zuzuordnen. Im Zusammenwirken dieser Eigenschaften entsteht eine prägende Fassade und ein festlicher Innenraum. So transportiert das Gebäude seine Rolle im städtischen Gefüge und verleiht den Handlungen im Inneren eine erhebende Note.

Davon unterscheidbar sind die künstlerischen Aspekte der Aussenhülle: Dort wo das Gebäude von den Bezügen zum Nordlicht, der Farbe der Vulkanerde und mineralischen Formationen spricht, kann es nicht mehr im engeren Sinn als architektonisch verstanden werden. Architektur hat sich zwar zu allen Zeiten von den verschiedensten Kontexten inspirieren lassen. Es ist aber ganz wesentlich, dass diese Dinge immer erst in die Architektur übersetzt werden müssen. Sind sie dann einmal im architektonischen Sinne domestiziert worden, ist ihre Herkunft zwar noch erkennbar, aber nicht mehr zwingend notwendig.

Diese Übersetzung findet auch im Fall der Harpa bei den meisten Elementen statt. Allerdings bildet gerade die Lichtanimation eine Ausnahme. Während die Lichter für sich genommen, noch als fester Teil der Architektur angesehen werden können, ist die Gesamtwirkung der Lichtanimation klar der Kunst zuzuordnen. Denn hier wird der Bezug zu den Nordlichtern augenfällig. Er kann nicht mehr als Inspirationsquelle gelesen werden, sondern stellt sich fast Gegenständlich dar. Trotz des abstrakten Ausdrucks der Lichtanimation ist sie als Bild und nicht als Architektur zu verstehen. (Weiter bei…)