Disfunktionalität

Disfunktionalität

Der Tatsache, dass sich Fassade und Monitor gegenseitig ausschliessen, steht die Aussenfläche eines ganz besonderen Gebäudes entgegen.

(… vorher) Das Nasdaq-Building am Times-Square, Broadway Ecke 43-igste Strasse, kann als Versuch gewertet werden, Fassade und Monitor mit einander zu verschmelzen. Der Rundbau an New Yorks bester Lage ist mit Ausnahme der Fensteröffnungen vollständig mit LED-Leuchten überzogen. Die Fassade des Gebäudes ist ein grosser effektvoller Bildschirm. Doch so nahe wie sich hier die zwei Systeme kommen, so deutlich zeigt sich ihr Konflikt. Die Fenster, als einzig erkennbare Teile des Gebäudes, stören den Monitor. Entweder werden die Inhalte der Projektion um die Leerstellen herum programmiert oder es fehlt immer ein Stück der Information. Man darf sich wundern, dass an so exquisiter Adresse tatsächlich „defekte Pixel“ toleriert werden.

Der Fassade ergeht es nicht besser. Dass die konvexe Oberfläche zu einem Körper gehört, erschliesst sich nur aus den Öffnungen, doch die Fenster als Verbindung zur Aussenwelt, als Kennzeichen und Vermittler des Innern, gehen in der nach Aufmerksamkeit heischenden Bildshow unter. Beide Systeme verlieren an Wirkung. Wo die Architektur noch knapp erkennbar und die Projektion massgebende gestört ist, profitiert eine dritte Disziplin. Dieses skurrile Designobjekt, dient dem Standortmarketing. Die Aufmerksamkeit, ob bewusst geplant oder unterbewusst entstanden, basiert auf der Disfunktionalität des Objektes. Die kommunikationstechnisch geschädigte Bildoberfläche fällt im Meer der perfekten Monitore auf. Die Lesbarkeit spielt eine untergeordnete Rolle.

Insofern hat die Kombination von Monitor und Fassade ihre Berechtigung. Wenn wir uns aber die Frage stellen ob Monitore und Fassaden zusammenpassen, muss mit einem klaren nein geantwortet werden. Das hier beschriebene Konzept basiert ja gerade darauf, dass sich die Systeme gegenseitig behindern. (Weiter bei…)