Zurück in die Zukunft
„Zurück in die Zukunft“ titeln Loeliger Strub auf ihrer Webseite und nehmen damit Bezug auf den gleichnamigen, allseits bekannten Film aus den 90-zigern. Gleich wie Marty McFly sieht sich das Architektenteam auf einer Reise in den Zeitebenen. Wohin aber führt diese Reise?
(…vorher) Loeliger Strub breiten verdankenswerterweise ihre reichhaltige, gestalterische Gedankenwelt auf ihrer Webseite aus. Sie berichten dort von der Suche nach den architektonischen Potenzialen in der Vergangenheit und dem Versuch, diese für ihre eigene Arbeit fruchtbar zu machen. Als Beweis für ihren Erfolg, im Streben nach der Qualität des Vergangenen, führen sie das Haus „Felix + Regula“ von 2012 und das „Hohe Haus“ von 2013 an.
Tatsächlich gelingt es Ihnen dies in wenigen Bildern zu bestätigen. Die beiden Bauten sind geprägt vom Geiste ihrer Vorbilder ohne dabei zu plumpen Kopien zu verkommen. Steht man vor „Felix + Regula“, so fühlt man sich unweigerlich an die Grandezza und an das Flair von gründerzeitlichen Villen erinnert. Das „Hohe Haus“ wiederum, so berichten die Architekten, wird von vielen Passanten als fester Bestandteil der alten Baustruktur gesehen, obschon es dort erst seit Kurzem steht.
Damit ist zunächst einmal festgestellt, dass die Bauten von Loeliger Strub starke Bilder aus der Vergangenheit zu transportieren vermögen. Das aber steht für die Architekten nicht an erster Stelle. Vielmehr geht es ihnen um die Abkehr von einer Tendenz in der Architektur, welche sie als homogen umhüllte Grossformen beschreiben. Für sie bedeutet diese Homogenisierung ein Verlust in der Wahrnehmung. Dagegen stellen Sie sich mit einer differenzierten Detaillierung, welche die Fassade „auf den Massstab des Menschen und in die Tiefe der Materialität herunter brechen soll.“ Die beiden sind also auf der Suche nach einem grossen Wahrnehmungsreichtum, den sie mit der Fügung von sorgfältig ausgesuchten Teilen erzeugen.
Es ist kaum zu bestreiten, dass diese gestalterische Strategie und die Sorgfalt ihrer Umsetzung zu qualitätsvoller Architektur führen. Die Bauten stechen dabei nicht marktschreierisch aus ihrem Umfeld heraus, sondern zeigen einen stillen Reichtum. Dem Betrachter werden eine Vielzahl von Eindrücken gewährt und immer wieder Entdeckungen ermöglicht.
Doch dieser Reichtum hat bei Loeliger Strub auch seinen Preis. Durch die Art ihrer Entstehung, steht die Vielfalt und Detailtiefe nicht für sich alleine. Sie ist stets mit dem Rückbezug auf die historischen Vorbilder gekoppelt. Auch wenn es für Loeliger Strub nicht im Vordergrund steht alte Architekturbilder zu reaktivieren – sie tun es. Diese alten Bilder, mit denen Sie arbeiten, beeinflussen die Wirkung ihrer Bauten mehr, als sie sich in ihrer eigenen Argumentation bewusst werden. So kann neben der hohen Qualität der Bauten auch nicht bestritten werden, dass sich die Gebäude sehr stark auf ihre historischen Vorbilder beziehen und im Detail zuweilen nicht von ihnen unterschieden werden können. Insofern steht die Frage im Raum, ob die Architekten ihre Arbeit selbst falsch einschätzen. Reisen sie tatsächlich über die Vergangenheit in die Zukunft oder installieren Sie einfach nur die Vergangenheit in der Gegenwart? (Weiter bei…)