BIG, Architektur als Slogan

BIG, Architektur als Slogan

BIG beweisen mit ihren Entwürfen ihr grosses Können in der Entwicklung symbolisch formaler Konzepte. Damit haben sie es zur Meisterschaft im architektonischen Marketing gebracht. Was aber geschieht über das Bild hinaus mit den Projekten der Bjarke Ingels Group?

(… vorher) Die ausgeführten Projekte machen auf den publizierten Bildern einen sauberen Eindruck. Die Realität hält, was die Visualisierung verspricht. Die kompromisslosen Vorwärtsstrategie des Architekturbüros lässt sich durchaus in Gebäude übertragen. Die Projekte leben vom formalen Positivismus den BIG proklamiert: Die Lösung wird durch die vorbehaltlose Bejahung der Problemstellung ermöglicht. Mit „Yes is more“ drückt Ingels seinen Drang zur Revolte gegen die grauen, langweiligen Kisten aus. Er möchte die Utopie der besonderen Gestalt und den Realismus des Bauens miteinander verknüpfen (1).

Aus dieser Geisteshaltung heraus entstehen atemberaubende Formen. Diese Formen bieten uns BIG als Heilmittel für die vielfältigen städtebaulichen und architektonischen Fragestellungen an. Die Form gepaart mit einem unbändigen Positivismus soll den organisatorischen, strukturellen, finanziellen und natürlich ästhetischen Anforderungen beikommen.

Ob diese Strategie aufgeht ist jedoch fraglich. Man wird das Gefühl nicht los, dass die starken Zeichen, die hier gesetzt werden, die Herausforderungen lediglich überdecken, sie aber nicht beantworten. Das Staunen, das die Formen hervorrufen, wäre damit nicht die Lösung, sondern die Verschleierung des Problems. Mit offenem Mund lassen sich schwerlich kritische Fragen stellen.

Einen Nachweis für dieses Gefühl lässt sich bei den Projekten von BIG, in ihrer Unfähigkeit sich in ein grösseres Ganzes einfügen zu können, finden. Damit wirkt sich die Zeichenhaftigkeit als grösste Stärke und als grösste Schwäche aus. Zum einen erhalten die Projekte durch ihre Form eine sehr hohe Aufmerksamkeit und zum anderen geht dabei ihre nachhaltige Anteilnahme an der Stadt verloren. Das mag sich bei freistehenden Museumsbauten noch nicht problematisch auswirken. Bei innerstädtischen Blockrändern jedoch führen sie zu einem Auseinanderbrechen der Siedlungsstruktur.

Letzten Endes dreht sich die Debatte darum ob die gebauten Symbole nur schnelle Effekte sind, oder eine nachhaltige Lösung darstellen. Kann man mit Form tatsächlich städtebauliche Probleme lösen? Man ist versucht zu sagen, dass dies die Form alleine nicht schaffen kann. Für eine nachhaltige Lösung bedarf es eines gewissen Tiefganges, welche das Symbol nicht bietet. Das Vertrauen alleine auf die Kraft der Symbole, scheint auf Grund der vorliegenden Projekte nicht gerechtfertigt zu sein. Die griffigen Botschaften welche erzeugt werden, haben zwar eine fantastische Wirkung. Sie sind Werbeslogans für eine bessere Welt. Wenn hinter dem Slogan aber keine handfeste Philosophie steckt, bleibt es bei einer lehren Floskel. (Weiter bei …)

 

(1) Yes is more, ein archicomic zur Evolution der Architektur, BIG, Bjarke Ingels Group, Taschen, 2010, S.14