BIG, gebaute Schemas

BIG, gebaute Schemas

Die starke Form, nach der bei BIG offensichtlicher Weise gesucht wird, ist wohl Bestandteil einer durchdachten und zielstrebig verfolgten Marketingstrategie. Dazu zählt auch die einfache Erläuterung des Entstehungsprozesses.

(… vorher) Auf der Webseite der Bjarke Ingels Group werden die Entwürfe in einer kurzen Bildabfolge erläutert. In vielen Fällen werden zur Erklärung der Form Schemas herangezogen, in denen Schritt für Schritt aufgezeigt wird, aus welchen Methoden und formalen Massnahmen sich das Endprodukt herleiten lässt. Diese Bildabfolgen geben einen schnellen Überblick in den Prozess der Gestaltung. Das ist bei extravaganten Formen hilfreich, da diese sich vom Kontext stark abhebt und so meist auf sich selbst bezogen sind. Es ist nur verständlich, dass man nach einer anderen Begründung für sie sucht. Dazu ist eine einfach verständliche Bildabfolge für das Format Website gut geeignet. Hier kann man mit wenigen Klicks das Wesentliche der Form in Erfahrung bringen.

Vielleicht sind die Darstellungen aber mehr als eine formatgerechte, simplifizierte Herleitung der Form. Vielleicht sind sie viel näher am tatsächlichen Entwurfsprozess der Bjarke Ingels Group, als dass man zunächst annehmen würde. Für diese Lesart sprechen die kurzen, sehr professionellen Filme, die sich ebenfalls auf der Webseite finden lassen. Auch in diesen Filmen werden gleich einfache Erklärungen abgegeben, obschon hier mehr möglich wäre. Es wird nicht versucht ein reichhaltiges Bild der Architektur zu erzeugen, in dem Hintergrundinformationen oder zusätzliche Bezüge besprochen werden. Es wird keine Theorie ausgebreitet, welche dem Design ein Fundament geben würde. Es werden keine Details gezeigt, die dem Entwurf Tiefe verleihen würden. Das Simplifizieren hat auch hier die oberste Priorität.

Selbstverständlich steckt hinter diesen Darstellungen eine ausgefeilte Vermarktungsstrategie, die, auf Grund der Projektgrössen, gezielt auf grosse Bauträger, Investoren und Kommunalpolitiker abgestimmt ist. Allerdings widerspiegelt sich in der Einfachheit der Sprache auch die Architektur selbst. Ihre Formen sind plakativ. Ihre Materialisierung und Detaillierung, sofern erkennbar, stützen die abstrakte Form. Kein Element bringt eine zusätzliche Qualität oder macht eine eigenständige Aussage. Alles ist der einfachen Gesamtaussage untergeordnet. Nichts sucht nach Materialeffekten, nach Fügung, nach Handwerk, nach Poesie. Ausser der Wirkung der Grossform soll es keine Wirkung geben. Die nach Realismus strebenden Visualisierungen sind kaum mehr, als die perspektivischen, auf Hochglanz polierten Abbilder des Schemas.

Es lässt sich also die These aufstellen, dass bei BIG die Entwicklung der Erläuterung und der Entwurfsprozess nach denselben Prinzipien vonstattengehen: Es wird danach gestrebt, ein möglichst einfaches Zeichen in ein möglichst einfaches Volumen zu übertragen und dieses möglichst einfach in ein Bauwerk umzuwandeln. Das Architektonische ist dabei zweitrangig. Das Skulpturale, Vermarktbare steht im Vordergrund. Die Erläuterung und der Gegenstand sind letzten Endes Teil derselben Gesamtstrategie: Alles ist Kommunikation und dem entsprechend so einfach und eingängig wie möglich gestaltet. (Weiter bei …)