Bearth + Deplazes, In Analogien denken
Gehen wir noch einmal zurück zum Ausgangspunkt unserer Reise, die uns über den Monolithen zur Frage nach den Anwendungsmöglichkeiten reichhaltiger Begriffe gebracht hat. Welche Analogien beschreiben das Haus Meuli und das Haus Willimann-Lötscher der Architekten Bearth und Deplazes am treffendsten.
(… vorher) Beim Haus Meuli weisen eine Menge Eigenschaften in die Richtung des Monolithen als Analogie zur Beschreibung des Gebäudecharakters: Der fugenlose Beton, die reduzierten, tiefen Fensterleibungen und die freistehende mehreckige Bauform. Gegen den Monolithen als Bild spricht die Ausbildung des Daches mit seinem leichten Vorsprung. Hier wird unmissverständlich angezeigt, dass es sich trotz aller Reduktionsbemühungen um ein Haus handelt. Insofern trifft der Begriff Trutzburg den Kern des Entwurfes wohl doch besser. Für eine vollwertige Burg fehlt dem Bau zwar die Ausdehnung und als Wachturm die Höhe. Doch als befestigtes Zollhäuschen könnte es mit etwas Fantasie wohl durchgehen.
Diese Analogie funktioniert beim Haus Willimann-Lötsch nicht. Das Volumen hat zwar einen stabilen, massigen Ausdruck, aber mit der Holzschalung fehlt ihm eindeutig ein wehrhafter Zug. Das Gebäude ähnelt eher einem hochwertig erstellten Schuppen. Allerdings hat ein Schuppen, auf Grund seiner praktischen Funktion, kaum Bedarf für reduzierte Details, wie sie am Haus Willimann-Lötscher vorkommen. Das Fehlen des Vordaches und die bündig eingesetzten Glasflächen sprechen nicht die Sprache eines traditionellen Wirtschaftsgebäudes. Es hat den Anschein, als ob wir bis auf Weiteres auf eine passende Analogie für das kleine Holzhaus verzichten müssen.
Lenzend Endes ist es wohl so, dass sich nicht jede gestalterische Arbeit in einen tragenden, alles beschreibenden Begriff fassen lässt. Das sagt nichts über die Qualität des Projektes selbst aus. Analogien die in uns reiche Erfahrungsbilder erzeugen, erleichtern lediglich das Nachdenken über einen Entwurf. (Weiter bei …)