BIG, fancy objects
Die Bjarke Ingels Group entwickeln Architektur auf der Basis einfacher Grundformen: Die Pyramide, der Berg, die Acht, die Spirale und viele mehr. Die so entstehenden Projekte erzeugen eingängige Bilder, wie gemacht um in Zeitschriften abgedruckt zu werden.
(… vorher) Einfache Formen lassen sich schnell erfassen. Das ist der grosse Vorteil für ihre Wahrnehmung und Wiedergabe. Ein Quader beispielsweise lässt sich aus der Erinnerung mit ein paar Strichen nachzeichnen. Bei komplexen Bauten, wie dem Guggenheimmuseum in Bilbao ist dies im Gegensatz dazu nicht möglich. Wer kann sich schon an alle Biegungen und Schwünge erinnern. Allerdings fallen Quader in der Architektur kaum auf. Der grösste Teil des Gebäudebestandes besteht bekanntlich aus einfachen Klötzen. Zu einprägsamen Objekten werden nur jene Formen, die aussergewöhnliche Merkmale aufweisen.
BIG versteht es meisterlich die Widererkennbarkeit und das Herausheben aus der Masse in einer Form zu vereinen. Ihre Strategie ist dabei so einfach wie bestechend. Sie wandeln symbolhafte Formen möglichst direkt in Architektur um. Man kann ihre Architektur zeichenhaft nennen. Einer ihrer ersten Hochhausentwürfe basierte den auch auf einem chinesischen Schriftzeichen. Aber es dreht sich hier nicht primär um die Umsetzung von Schrift. Es geht allgemein um zeichenhafte Formen: Niemand würde sich an einen rechteckigen Blockrand erinnern. Bildet dieser aber die Form einer Acht, wird man ihn nicht mehr vergessen. Ein liegender Quader ist nichts besonders, formt man ihn jedoch zu einem Kreuz, wird er einzigartig. Diese Aufzählung ist beliebig erweiterbar. Das Prinzip dabei ist immer dasselbe: Einfach memorierbare Formen werden in Architektur übertragen.
Die Vorteile liegen dabei in der Widererkennbarkeit. Nachteile ergeben sich durch Konflikte zwischen der Form und der Funktion, aber auch im fehlenden Bezug zur Umgebung. Denn die Bauformen entsprechen ihren Vorbildern, welche mit Architektur nichts zu tun haben. Sie sind nur auf sich selbst bezogen. Die zusätzlichen Ecken, die bei einer 8-förmigen Blockrandbebauung entstehen, vervielfachen die gegenseitige Einsicht zwischen den Wohnungen und erhöhen die Eigenverschattung. Zudem passen die diagonalen Teilstücke des Blockrandes nicht zwingendermassen in das Stadtgefüge. Ähnliches lässt sich für so manches Projekt der Dänen sagen.
Verantwortlich dafür ist das gestalterische Prinzip, welches BIG in vielen Fällen anwendet. Wer sich mit symbolhaften Körpern profilieren will, muss versuchen, diese abstrakt zu realisieren. Alles was nach Architektur aussieht muss nach Möglichkeit in den Hintergrund gedrängt werden. Das führt zu hervorragenden Marketingmaschinen und zu vielen Defiziten in den anderen Bereichen der Architektur. (Weiter bei…)