Bearth + Deplazes, Skulpturale Bauweise
Bearth + Deplazes‘ Werk zeichnet sich in vielen Fällen durch eine starke Massivität in ihrer Architektursprache aus. Zwei Beispiele hierfür sind das Haus Willimann-Lötscher und das Haus Meuli. Mit ganz anderen Mitteln kommen sie zu ähnlichen Resultaten.
(… vorher) Das Haus Meuli ist ein, in grobem Sichtbeton gehaltenes, mehreckiges Einfamilienhaus. Gedeckt ist es mit einem kaum vorspringenden Steildach. Die Fensterleibungen sind tief in das Gebäude geschnitten. Allerdings kann kaum von Fenstern im klassischen Sinne gesprochen werden. Weder ist die Verschattung sichtbar, noch gibt es Fensterbänke, geschweige denn eine sichtbare Fensterteilung. Zudem sind die Öffnungen so in die Fassadenfläche gestreut, dass sie von aussen kaum einen Rückschluss auf den Geschossverlauf zulassen. Das Haus wirkt in seiner schroffen Materialisierung, seiner reduzierten Details und der tief und massig wirkenden Aussenwände wie eine Skulptur. Es scheint mehr aus der Hand eines Steinmetzes zu stammen als vom Reisbrett eines Architekten.
Ähnlich plastisch und formal zeigt sich das Haus Willimann-Lötscher. Dessen architektonischer Ausdruck wird jedoch mit anderen Mitteln erreicht. Der auffälligste Unterschied liegt in der Materialisierung der Fassade. Statt Beton wird hier mit einer Holzschalung gearbeitet. Zudem wurde ganz auf den Dachvorsprung verzichtet. Die Fenster sind, statt tief in den Körper gedrückte Löcher, aussenbündig in die Fassade gesetzt. Plastizität ist im Fall des Hauses Willimann-Lötscher weniger eine Frage der Körpertiefe, sondern mehr eine des Gesamtvolumens. Anstatt die Fenster durch ihre reduzierte Detaillierung in den Hintergrund zu spielen, wird die Leibungstiefe aufgehoben. Beim Haus Meuli wird neben der Form des Gebäudes, die Plastizität des Betons thematisiert. Dagegen ist beim Haus Willimann-Lötscher fast ausschliesslich das Gesamtvolumen von Interesse.
Mag die Gewichtung der Mittel auch unterschiedlich sein, die Wirkung der beiden Bauten weist grosse Ähnlichkeiten auf. Der Hang zum Skulpturalen und Schweren ist, wie einleitend gesagt, bei beiden Gebäuden vorhanden. Beim Haus Meuli entsteht dieser Eindruck durch die dicken Leibungen, beim Haus Willimann-Lötscher durch die klar geschnittene Hauptform. Die Bauten sind trutzig und ruhen in der Landschaft. (Weiter bei …)