Barragán, Jörg Niederberger

Barragán, Jörg Niederberger

Jörg Niederbergers Farbgestaltung an der Siedlung Froheim in Zürich Altstetten beeindruckt uns mit seiner Buntheit. Es ist eine freundliche Stimmung, welche sich im Aussenraum über die Farbe manifestiert. Weit weg vom tristen Grau-Braun der restlichen Stadt, tauchen wir hier in eine andere Welt ein.

(…vorher) Das Wetter zur Besichtigung der Siedlung war perfekt. Kurz vor dem Eintreffen hatte sich ein kurzer aber heftiger Gewitterschauer über Zürich entladen. Der Himmel war noch zur Hälfte Wolken verhangen. Es gab also viel schweizerisches Streulicht. Dennoch drang die Nachmittagssonne durch Wolkenlücken auf die Fassaden.

Was soll dieser Wetterbericht, wird sich der Leser nun fragen? Die Antwort darauf ist einfach. Das Wetter bestimmt die Lichtverhältnisse und damit die Wahrnehmung der Farbe. Wer also über Farbe sprechen will, der muss auch über die Sonneneinstrahlung sprechen. Im Schweizer Mittelland ist das während eines Grossteils des Jahres eine trübe Angelegenheit. Gefühlte 10 Monate Hochnebel plagen uns hier. Ganz anders als in Barragáns Heimatland, wo die Sonne kraftvoll auf die Erde brennt, müssen wir mit weniger direktem Licht auskommen.

So kräftig die Farbe auch sein mag, im Streulicht wird sie immer etwas gedämpfter erscheinen. Wieso also die intensive Farbigkeit suchen, welche sich nur an den wenigsten Tagen im Jahr umsetzten lässt? Ist es da nicht besser, sich mit der Streuung und Trübung abzufinden und gedeckte Farben zu verwenden?

Die Fassadengestaltung bei der Überbauung in Zürich Altstetten beschreitet einen Mittelweg zwischen diesen beiden Extremen. Sie verzichtet nicht auf Buntheit und arrangiert sich dennoch mit der Trübung des schweizerischen Wetters: Statt wenige grosse, werden viele kleine Farbflächen zusammengesetzt. Diese bilden in ihrer Menge ein Muster, das eine optische Mischung ermöglicht:

Der Betrachter kann die einzelnen Flächen zwar problemlos erkennen, mit genügend Distanz oder aus der Erinnerung, verschwimmen die Farben zu einem Gesamtklang. Es ist letzten Endes nicht so entscheidend, welche Farbe wo eingesetzt worden ist. Entscheidend ist die übergeordnete Wirkung. Es ist eine Art Mischung, welche kein eindeutiges Resultat hinterlässt. Was hängen bleibt ist die freundliche Stimmung als ganzes.

Die einzelne Farbe selbst nimmt damit Abstand von ihrer direkten Wirkung. Sie tritt abgeschwächt in Erscheinung. Der Effekt dieser Mischung lässt sich mit der Trübung  des Streulichtes vergleichen, welches für die Region so typisch ist. (Weiter bei …)