Barragán, Vorbild und Tradition
Der Umgang mit Farbe ist keine einfache Sache. Schon bei der grundsätzlichen Ausrichtung des Farbkonzeptes stehen die unterschiedlichsten Strategien zur Debatte: Sollen gedämpfte, eingegraute oder satt bunte Farben verwendet werden? Ist den bunten Pigmenten Schwarz oder Weiss beigemischt? Noch schwieriger wird es aber bei der Frage, wie diese Farben miteinander kombiniert werden sollen. Welchen Regeln soll man folgen um diese Entscheide sicher treffen zu können?
(…vorher) Versuche der Hilfestellung gibt es so manche: Eine Hülle von Farbsystemen und Farbpaletten soll uns das Hantieren mit Farben erleichtern. Allerdings nehmen diese Convenience Angebote den Prozess der Gestaltung nicht vorweg. Die Farben stehen nicht für sich alleine. Sie müssen mit der Architektur zusammengebracht werden, welche ihre eigenen Anforderungen hat. Mögliche Anwendungen sehen wir bei anderen Gestaltern. Zwischen streng traditionellem und unerwartet neuem lässt sich alles finden. Doch welchen Vorbildern bedient man sich bei seinen eigenen Projekten, oder sind Vorbilder gar hinderlich für die spezifische Farbgebung?
Letztlich ist die Anwendung von Farben ein derart weites Gebiet mit den unterschiedlichsten Sichtweisen, das man sich immer wieder auf sich selbst und seine eigenen Vorlieben zurück geworfen sieht. Farbe ist etwas sehr individuelles. Jeder interpretiert sie aus seinem Blickwinkel der persönlichen Erfahrung.
Luis Barragán hat für sich einen eigenen Weg entdeckt. Das Zusammenspiel von Farbe und Raum steht im Zentrum seiner Architektur. Die Farbe dient dabei nicht nur sich selbst und ihrem Potenzial zur Stimmungsbildung. Sie wirkt sich auch auf die Lesbarkeit des Raumes selbst aus. Die extrem satten Farben bilden eine eigenwillige Architektursprache. Sie bedient sich, so hat es den Anschein, der traditionellen mexikanischen Farbigkeit, bleibt aber dennoch etwas Eigenständiges. So hat Barragáns Architektur wohl selbst die mexikanische Kultur geprägt.
Es stellt sich nun die Frage, ob man von Barragán auch in Europa etwas lernen kann. Ob sich seine Farbkombinationen und die Art wie er diese im Raum verwendet auf die eigenen Bauten übertragen lassen. Es lohnt sich seinem gestalteten Zusammenspiel zwischen Raum und Farbe im Detail zu folgen. (Weiter bei…)