REX, Deformation

REX, Deformation

Glas lässt sich nicht nur in eine Richtung biegen. Diese banale Tatsache führt uns REX am Hauptsitz der türkischen Modefirma Vakko auf eindrückliche Weise vor Augen. Die in das Glas gepressten X-förmigen Vertiefungen nutzen das bis Dato brachliegende Potenzial des Baustoffes in exquisiter Weise.

(…vorher) Glas scheint eines der wenigen Materialien zu sein, welche durch seine Deformation erst richtig wahrgenommen werden kann. Was sich sonst auf Reflexionsgrad und Durchsichtigkeit reduzieren lässt, wird mit der Verformung plötzlich zu einem ereignisreichen Gegenstand. Allem voran ist es die Verzerrung, welche die reine Durchsichtigkeit behindert. Eine solche lässt sich schon mit der einfachen Biegung erzeugen. Eine Prägung aber potenziert diesen Effekt. Verzerrungen treten so in allen Richtungen auf. Genau das geschieht bei den X-förmigen Glasverformungen am Vakko-Hauptsitz.

Dort sind zwei übereinander liegende Geschosse mit identischen, rechteckigen Glasplatten versehen. Doch konventionell ist die Fassade nicht im geringsten. Im Inneren der Scheibenfläche ist eine Wölbung wie ein Stempelabdruck eingepresst. An ihren Rändern geht diese Wölbung übergangslos in die Fläche über. Sie wirkt so sehr viel weniger eindeutig, wie dies im Beispiel aus Aarau der Fall ist. Es sind keine geschwungenen Glaskanten vorhanden, denen man folgen könnte. Die Wölbung ist nur an den Verzerrungen und gerundeten Spieglungen zu erkennen. Damit entsteht ein noch weitaus filigranerer Effekt, als am Bürohaus des AZ-Medienhauses. Dort ist die Biegung der Oberfläche in die Tiefe das hauptsächliche gestalterische Mittel. Hier ist es die Prägung der Fläche. Bezeichnenderweise besetzt die Form des Eindruckes die ganze Scheibenfläche. So bleibt die Wölbung keine punktuelle Intervention, sondern ist allgegenwärtig.

Die Glasebene wird damit nicht nur greifbar, sondern mit einem eigenen ästhetischen Ausdruck aufgeladen. Auch hier lässt sich eine gewisse Nähe zum Plastikhaften nicht leugnen. Wichtiger aber scheint der grafische Anspruch, den die Wölbung transportiert. Das X erinnert an eine Art Werbeschriftzug, auch wenn sich mit lauter gleichen Buchstaben nicht wirklich etwas schreiben lässt.

Solche Interpretationen, sei es jene der Grafik oder jene der Materialwirkung, sind immer sehr persönlich gefärbt. Ob jemand anderes auch an Kunststoff denkt, wenn er die Glaswölbungen sieht, ist nicht gesagt. Daran lässt sich aber erkennen, wie gross das Potential des deformierten Glases tatsächlich ist. Es eröffnet uns ein grosses Feld an neuen Möglichkeiten Ausdruck zu erzeugen und die persönliche Interpretationsfreude zu fördern. (Weiter bei …)