urbaner Zeilenbau

urbaner Zeilenbau

Zeilenbauten gehören nicht immer der durchgrünten Bauweise an. Nicht nur Blockränder können zu einem dichten, urbanen Baugefüge führen. Was aber heisst in diesem Zusammenhang eigentlich durchgrünt? Welche Typologien lassen sich so bezeichnen und ab wann fällt die Bebauung aus dem Raster dieser Definition heraus?

(… vorher) Im Wort „durchgrünt“ stecken verschiedene Attribute. Zunächst erwartet man in einer solchen Siedlung sicher eine beträchtlichen Grünflächenanteil. Allerdings würde dies auch auf die Parkgestaltung im Inneren eines grosszügig geschnittenen Blockrandes zutreffen. Das Durchgrünte ist also noch mehr als nur grün. Es lässt uns an offene, durchlässig Strukturen denken. Es spielt daher auch die Setzung, die Gebäudeform und die Gebäudeabstände eine Rolle.

Der Prototyp für das Verständnis vom Begriff „durchgrünt“ ist der Nachkriegs-Zeilenbau. Man könnte meinen, dass dies auch für andere zeilenartige Bauweisen gelten kann. Dass dem nicht so ist, zeigt die Siedlung Binzallee. Die acht Bauten von Leuppi & Schafroth Architekten umfassen bis zu 300 Meter lange parallele Zwischenräume mit einer Breite von 25 Metern. Diese Aussenräume können durchblickt und durchschritten werden. An Durchlässigkeit scheint es ihnen also nicht zu mangeln. Die Wirkung vor Ort kann aber kaum mit dem offenen Charakter der Nachkriegszeilenbauten gleichgesetzt werden. Die Durchlässigkeit ist hier von einer anderen Art. Zum einen sind die Häuser selbst sehr lange. Sie lassen nur alle 150 Meter Durchblicke zur nächsten Gebäudezeile zu. Zum anderen wirken sich die kleinen Abstände zwischen den Längsfronten auf die Lesart des Zwischenraumes selbst aus. Er ähnelt mehr einer Strasse – vielleicht sogar einem Boulevard. Der Aussenraum ist kanalisiert. Seine Proportionen lassen eine Wahrnehmung auf einen Blick nicht mehr zu. Man muss seine Länge abschreiten um ihn zu begreifen. Der Fokus liegt auf linearen, gerichteten Raumattributen.

Im Gegensatz dazu erscheint in den alten Quartieren der Aussenraum als flächiges, ungerichtetes Element.Obschon auch diese Strukturen nur mit dem Durchschreiten gänzlich erfahren werden können, zeigen sie auch aus einem einzigen Betrachter-Standort mehr von ihrer Organisationsweise. Die Durchblicke zwischen den Bauten, verhelfen zu einer grösseren Blicktiefe und lassen die Stellung weiterer Gebäudezeilen erahnen. Durch die grossen Abstände lassen sich die Bauten als Volumen auf einer Fläche verstehen.

An der Binzallee ist es anders herum. Nicht die Fläche ermöglicht das Platzieren von Bauten, sondern die Bauten gestatten der Fläche zwischen ihnen Platz zu nehmen.
Durchgrünt ist ein Begriff, der nur bis zu einer bestimmten Dichte herangezogen werden kann. Im Falle der Binzallee fällt die Entscheidung klar aus. Ab jenem Punkt, wo die Hauptwirkung nicht mehr von einer zusammenhängenden, ausgedehnten Fläche ausgeht, sondern von eng gepressten Zwischenräumen, befinden wir uns in einer „urbanen“, dichten Umgebung. (Weiter bei…)