Architektur und Information

Architektur und Information

Wenn wir in der letzten These von Informationsumgebungen gesprochen haben, dann haben wir dies so selbstverständlich getan, als wären sie ein natürlichster Bestandteil des architektonischen Schaffens. Doch aus klassischer Sicht ist die Information kein Teil der Disziplin.

(… vorher) Genauer gesagt, fristet sie dort ein Randdasein. Information tritt uns in Form der Lesbarkeit eines Architektonischen Konzeptes entgegen. Sie zeigt sich in der Ergonomie der Benutzung. Sie macht sich in der Stimmung eines Raumes bemerkbar. Es macht den Anschein, als hätten präzise artikulierte Informationen keinen Platz im herkömmlichen Bild von Architektur. Die Technik bringt jedoch ganz neue Möglichkeiten mit sich. Die Monitore sind dabei nur der sichtbarste Teil. Wichtiger noch ist die Organisation die durch „intelligente“ Computerprogramme erzeugt werden kann. Ist die Choreografie in Museen und Malls die Arbeit von Planern, wird sie hier von selbstständigen Befehlsketten erzeugt. Der Gestalter, in diesem Fall der Programmierer, ordnet die Dinge nicht mehr selbst. Er erschafft kleine helfende Geister, die nach seinen Vorstellungen die Arbeit machen. Dieser Umbruch kann in seiner Wichtigkeit nicht stark genug hervorgehoben werden. Denn mit ihm wird es möglich Ordnung zu schaffen, wo sie bisher nicht denkbar war.

Wenden wir uns zur Verdeutlichung dieser These dem Stadtplatz zu. Informationen zeigen sich dort in den verschiedensten Variationen: auf Plakaten, in Schaufenstern und Zeitungen. Alle diese Informationsquellen werden unterschiedlich gespeist. Sie unterscheiden sich stark in ihrer Ausrichtung, weil sie untereinander nicht verbunden sind. Dies ändert sich mit den Smartphones. Diese Geräte tragen die Möglichkeit in sich, die Suchmaschinen und sonstigen Hilfsprogramme der digitalen Datenverarbeitung auch in der physisch greifbaren Welt nutzbar zu machen. Zum Grundangebot solcher Geräte gehört die Karte, die zeigt wo sich der Nutzer befindet und wie er das gewünschte Ziel am besten erreicht. Mit der Lokalisierbarkeit von Gegenständen und Personen ist der Grundstein für eine Systematisierung dieser Dinge gelegt. Die Entwicklung, die sich mit den elektronischen Assistenten abzeichnet, zeigt in folgende Richtung: Die Anwendung der Geräte wird immer einfacher; die elektronischen Assistenten werden immer genauer und vielseitiger; der Nutzen für den Kunden solcher Leistungen wird immer grösser. Hinsichtlich unserer Thematik besteht dieser Nutzen darin, die „physikalisch“ reale Welt einer Ordnung unterwerfen zu können. Dies vereinfacht zunächst das navigieren in der Welt. Doch darüber hinaus ermöglicht es die Bildung einer Choreografie. In dem uns die elektronischen Assistenten auf einiges hinweisen und auf vieles nicht, entsteht eine Gewichtung der Umwelt. Unsere Sicht wird selektiver gleichzeitig aber auch präziser.

Diese personalisierte Gestaltung der Wahrnehmung kann letztendlich auf alle Bereiche der menschlichen Tätigkeiten übertragen werden. Sie wird an Orten, wie dem Stadtplatz, wo das Informationsaufkommen schon heute grösser ist als anderswo, sicher zuerst ihre Wirkung entfalten. Das Neuartige dabei ist, dass nicht die Gestaltung der Umwelt selbst zu einer Ordnung der Dinge führt. Es ist die Information, welche die Sicht auf die Dinge verändert. Damit wird die Rolle der Architektur zur Ordnung der Umwelt in Frage gestellt. Sie wird zusammen mit allen anderen Gegenständen in den Hintergrund gedrängt und nur dann wahrgenommen, wenn es ins Konzept der Wahrnehmungsassistenten passt. Die Rolle der Architektur ist dann, noch stärker als heute, abhängig von den Interessen der Menschen. Es stellt sich also nicht mehr die Frage welchen Platz die Informationen in der Architektur haben, sondern welche Rolle die Architektur in der Welt der Informationen spielt. (Weiter bei …)