Was macht eigentlich der Aussenraum?

Was macht eigentlich der Aussenraum?

Welche Funktion hat der städtische Aussenraum? Geht es da um die Öffentlichkeit? Was ist Öffentlichkeit?

(… vorher) Im Zusammenhang mit dem städtischen Aussenraum, wird oft der Begriff des „öffentlichen Raumes“ verwendet. Gemeint ist damit die allgemeine Zugänglichkeit eines räumlichen Bereiches. Stillschweigend wird dem Begriff aber auch der gesellschaftliche und damit politische Austausch zugerechnet, da er in einem frei zugänglichen Raum stattfinden kann. Der städtische Aussenraum, so die verbreitete Meinung, sei die Wiege des politischen Prozesses. Doch wie lässt sich dies mit den wenigen Wahlveranstaltungen und Demos im Jahr begründen? Der Aussenraum mag eine Sinnbild-Funktion für das Zusammenkommen haben. Wenn aber das Zusammenkommen kaum stattfindet, worin liegt die Berechtigung für eine solchen Funktion? Die politische Kundgebung ist gemessen an ihrem jährlichen Zeitbedarf eine eher theoretische Grösse. Die meiste Zeit bilden sich auf einem Platz oder einer Gasse nur kleine, „private“ Gruppen: Es werden auf der Strasse nur jene gegrüsst die man schon kennt: Ein Austausch zwischen Fremden findet selten statt.
Öffentlichkeit selbst, als Begriff aus der Philosophie, hat denn auch wenig mit dem städtischen Raum zu tun. Er beschreibt nicht einen Bereich des Raumes, sondern eine Sphäre des politischen Austausches. Wobei das Wort Sphäre gerade eben nicht im räumlichen Sinne zu verstehen ist, sondern als Organisationseinheit, bestehend aus Personen. Nancy Fraser schreibt dazu in ihrem Aufsatz „Rethinking the Public Sphere“:

„According to Habermas, the idea of a public sphere is that of a body of „private persons“ assembled to discuss matters of „public concern“ or „common interest.“ This idea asquired force in early modern Europe in the constitution of „bourgeois public sphere“ as counterweights to absolutist state. “ (1)

Damit ist der Begriff des „öffentlichen Raumes“ in zweierlei Hinsicht in Frage gestellt. Einerseits in seiner Unterscheidung zum philosophischen Öffentlichkeitsbegriff, andererseits durch die Unstimmigkeiten seiner architektonischen Begründung. Es stellt sich also die Frage, welche Rolle der städtische Aussenraum einnimmt, wenn er von allen vermeintlich zugehörigen Begrifflichkeiten entblättert ist. (Weiter bei…)

(1) Nancy Fraser; Rethinking the Public Sphere; in Calhoun Craig, editor (1992), Habermas and the Public Sphere, The MIT Press, Cambridge, ZB GC 40618, Freihand 02